Die Suche nach der verlorenen Privatheit lässt sich vielschichtig inszenieren. Beispielsweise voll Wehmut ob des Verlusts oder aber ganz im Gegenteil: kabarettistisch. Für diese Variante entschied sich der österreichische Erfolgsfilmer Werner Boote bei seinem neuesten Dokumentarfilm, der sich um die Fragen der durch die Technikentwicklung überall möglichen Überwachung aller menschlichen Tätigkeiten kümmert. Boote begibt sich in die Rolle des unbedarften Naivlings, der seine Fragen an die Welt richtet.

Zuerst ertönt ein Weckergeräusch, ehe Boote – unterstützt von der Apple-Assistentin mit der synthetischen Stimme – zu seiner Erkundungsreise durch die digitale Welt aufbricht. Der Weg führt ihn zunächst nach England, zu einer der ältesten Überwachungsstation des US-Geheimdienstes NSA, aufgeschreckt durch die Aufdeckungsarbeit von Edward Snowden.

Verschleierungstaktik der Überwacher

Was aus der Ferne wie ein Golfball aussieht, dient der Verschleierung jener gigantischen Parabolantennen, die in die Welt hineinlauschen. Bootes Golfball-Assoziation hat auch filmische Konsequenzen. Er behauptet vor zwei Securityleuten an der NSA-Überwachungsstation, sein Abschlag habe den Golfball auf das gesperrte Gebiet bugsiert. Ob er denn sein verschossenes Sportgerät suchen dürfe. Welche Überraschung, die Securityleute fallen auf den billigen Schmäh nicht herein!
Bootes Expedition führt ihn über das Elevate-Festival in Graz, wo der Aktivist Jacob Applebaum aus Schutzgründen sogar seine Fingerabdrücke vom Trinkglas abwischt, über Straßenproteste in Hongkong bis in blutige Gegenden in den USA, wo trotz unzähliger Überwachungskameras die Kriminalitätsrate extrem hoch ist. Immer wieder baut Boote Gespräche mit Experten ein, wie mit dem englischen Überwachungsforscher Steve Wright oder einem Kasino-Sicherheitsmann in Las Vegas.

Dann erzählt der Wiener immer wieder über sich. Über seine Akte beim Innenministerium, das er als „archivierwürdig“ einstuft. Und wenn er dann behauptet, dass er als Konsequenz seine Bankomat- und seine Kreditkarte zurückgegeben hätte, bekommt er ein Glaubwürdigkeitsproblem, weil er den Beleg schuldig bleibt. Ohne Kreditkarte ja, aber ohne Bankomatkarte? Wie kommt er an Bargeld? Oder braucht er keines, weil der Glückliche von Luft alleine leben kann?
Bootes Warnung vor den hinterlassenen Datenspuren und deren mögliche missbräuchliche Verwendung stimmen. Seine filmische Verfahrensweise ist allerdings manchmal (zu) billig.