Es ist, als setzte sich die wunderbar illuminierte Weihnachtsdekoration vor der Volksoper auf der Bühne fort, als das Ballett „Die Schneekönigin“ nach dem Märchen von Hans Christian Andersen beginnt.

Wir sind im Eispalast jener frostigen Fürstin, die dem kleinen Waisenjungen Kay einen Eissplitter ins Herz schicken und ihn zu sich holen wird. Der britische Choreograf Michael Corder hat das Werk zu einer wenig bekannten Ballettmusik von Sergej Prokofjew gestaltet.

Die Schneekönigin wird von Olga Esina makellos kühl getanzt, in weißer Schneekristallrobe. Zuweilen sitzt sie am kristallinen Thron, umgeben von ihr dienenden Schneewesen im Wolfspelz. Zum Eisball tanzt das Corps de Balletts in prachtvoll barockisierendem Gewand auf. Da vermeint man fast im Videoclip von Falcos „Amadeus“ gelandet zu sein.

Als die Schneekönigin im Spiegel die in sommerlichem Waldidyll miteinander spielenden Kinder Gerda und Kay erblickt, gerät sie in emotionale Hitze, und der Spiegel zerbirst. Gerda und Kay (Alice Firenze und Davide Dato) sind beste Freunde oder mehr, das bleibt ja auch im Original unbestimmt, und als Kay von der Schneekönigin entführt wird, ist es um das Glück geschehen.

Dafür tritt der Kitsch auf den Plan. Ganz heftig sogar in der „Zigeunerszene“, wenn Ketevan Papava und Mihail Sosnovschi einen wilden Klischeetanz hinlegen, feurig begleitet vom Volksopernorchester unter der Leitung von Martin Yates. Das Märchen nimmt den bekannten Verlauf, und am Ende siegt der Sommer über den Winter.

Kay kann wieder mit Gerda spielen, und die winterlichen Wesen, darunter ein possierliches Rentier (Géraud Wielick) bleiben in ihrer eisigen Heimat. Leider lebt das Stück von der prächtigen Ausstattung (Mark Bailey). Choreographisch gibt es nicht viel her. Es ist eine Aneinanderreihung klassischer Bewegungen mit vielen Hebefiguren und Drehungen. Die ausgezeichneten Tänzer sind künstlerisch nicht sehr gefordert. Aber es ist Weihnachten, und angesichts solcher Märchenpracht sind leuchtende Kinderaugen sicher.

„Die Schneekönigin“. Wiener Volksoper, nächste Termine: 13., 18., 22. Dezember, Karten: (01) 513 1 513.