Luc Bondy, zuletzt Direktor des Pariser Odeon-Theaters und von 2001 bis 2013 Intendant der Wiener Festwochen, ist tot. Der in Zürich geborene und in Frankreich aufgewachsene Theaterregisseur, Intendant und Autor ist im Alter von 67 Jahren für immer verstimmt.

Bondy hatte seit einiger Zeit mit einem Krebsleiden zu kämpfen und machte dies auch vor einigen Jahren publik. An seinem Taten- und Schaffensdrang änderte die schwere Krankheit geraume Zeit aber nur wenig.  Als aber die für Jänner angesetzte "Othello"-Inszenierung musste vor kurzem verschoben werden musste, sorgte dies bereits für einige Befürchtungen, die nun zur traurigen Gewissheit wurden. 

"Stücke des Jahres"

Bondy, der auch österreichisch-ungarische Wurzeln hat, stammte aus einer bekannten Theater- und Literatenfamliie.  Sein Vater ist der renommierte Literaturkritiker Francois Bondy, sein Großvater war der Autor und Dramaturg N. O. Scarpi. Erste große internationale  Erfolge als Regisseur feierte Bondy, als er nach dem Rücktritt von Peter Stein 1985 die Leitung der Berliner Schaubühne übernahm. Danach inszenierte er an fast allen großen Theatern, aber auch Opernhäusern Europas, mehrere seiner Aufführungen wurden zu "Stücken des Jahres gekürt".  Ab 1990  Wien zur Wahlheimat des Großmeisters der stillen Töne und feinsten Nuancen.

Zwölf Jahre lang leitete er die Wiener Festwochen, ehe er wieder nach Paris wechselte und die Direktion des Odeon-Theaters übernahm. "Bloss herumhampeln" möchte er nicht mehr, sagte er, auf der Suche nach einer neuen Sesshaftigkeit. Für das Odeon-Theater bereitete er eine Neu-Version von Shakespeares "Othello" vor. Im Jänner sollte sie präsentiert werden.

Und auch an einem Filmprojekt arbeitete er, an einer Mischung aus Autobiografie und Fiktion, über seine Jugendjahre im Internat. "Luc" sollte das Werk schlicht heißen.

Mit  exemplarischen Stücken von Tschechow, Schnitzler und Strauß, Handke und Reza, Marivaux und Molière und vielen anderen Autoren hat Luc Bondy seine unermüdlichen Versuche, dem Menschen näherzukommen, vorangetrieben. "Stets hat er sich dabei für die vielschichtigen Geheimnisse der Figuren und ihrer Beziehungen sowie für die verborgenen Fähigkeiten seiner Darsteller mehr interessiert als für straffe Konzepte oder fixe Ideen", lautete die Jury-Begründung, als Bondy den "Nestroy"-Theaterpreis erhielt.

Grenzenlose Liebe

Nur die Liebe sei auf dem Theater kaum darstellbar, sagte Luc Bondy. Zum einen stimmte das bei einem Theatermagier dieser Größenordnung nicht, zum anderen schenkte er selbst dem Theater und dem Publikum rund vier Jahrzehnte lang seine grenzenlose, unverwechselbare Liebe zur großen seelischen Darstellungs- und Schauspielkunst, aus der auch eine Menschenkunst wurde.

Werner Krause