Schon der Titel "Baroque Baroque" verweise auf "Spiegelung, Doppelung, Überlagerung, Überblendung oder Faltung", wie sie durch das Aufeinandertreffen zweier Epochen und zweier Persönlichkeiten entstünde, sagte Daniela Zyman, die gemeinsam mit Mario Codognato die Ausstellung kuratiert hat. Es gehe ihm vor allem um die Konstruktion und Infragestellung von Wirklichkeit, sagte der dänisch-isländische Künstler, der auch zwei große barocke Globen aus dem Augustiner-Chorherrenstift Vorau in die Schau einbezogen hat. "Sie zeigen uns, wie sich die Leute die Welt vorgestellt haben. Wirklichkeit kann sich verändern. Realität ist relativ."

Gezeigt werden Werke aus zwei Privatsammlungen, der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21) und der Juan und Patricia Vergez Sammlung aus Buenos Aires, die ältesten Arbeiten sind rund 20 Jahre alt, die jüngsten (wie der Spiegel und ein durch Spiegelung sich schließender halber Metallring) sind extra für die Ausstellung entstanden. Patricia Vergez zeigte sich vom Eindruck der Schau überwältigt: "Das übertrifft alle meine Erwartungen."

TBA21-Gründerin Francesca Habsburg, von der die Initiative zu der Ausstellung ausging, betonte ihre langjährige Verbundenheit zu Olafur Eliasson, der sie auch darin bestärkt habe, sich immer wieder neu zu erfinden, und erinnerte daran, dass sie 2004 in der Himmelpfortgasse quasi vis-a-vis des Winterpalais einen Ausstellungsraum eröffnet habe. Heute bespielt die TBA21 das Atelier Augarten, dessen Zukunft über Ablauf des Vertrages Ende 2017 hinaus zuletzt diskutiert wurde.

Statt wie ursprünglich geplant einen Teil der Eliasson-Schau dort zu zeigen, wird nun ab Februar ein Refugee-Workshop stattfinden, der in einem Inklusions-Prozess auch für Kunststudenten und das übrige Publikum offen sein soll: Bei "Green light" sollen aus recycelbaren Materialien Lampen entstehen, die von den Flüchtlingen dann selber verkauft werden. "Wir haben lange überlegt, wie man so ein Projekt korrekt und verantwortungsvoll umsetzen kann", sagte Eliasson. "Wir wollen ja, dass sie sich davon inspiriert und nicht als Arbeitskraft verwendet fühlen." Zwei große Prototypen der "Green lights" hängen im für die Ausstellung umgestalteten Shop-Bereich, in den man über das mit Monofrequenz-Leuchten zum "Yellow corridor" umgestaltete Prunk-Stiegenhaus gelangt.

Empfangen wird der Besucher der ab Freitagabend eröffnenden Ausstellung aber bereits im Eingangsvestibül im Erdgeschoß, wo die Installation "Die organische und kristalline Beschreibung" in der Decke scheinbar einen runden Himmelsblick eröffnet. In der Sala Terrena trifft man mit einem großen Kaleidoskop auf die erste von vielen auf einfachen physikalischen Prinzipien beruhenden Apparaturen und optischen Maschinen, die in den barocken Prunkräumen interessante Effekte erzielen.

Arbeiten wie die 40 Farbfotografien von "The horizon series" (2002), die Videoprojektion "Innen Stadt Außen" (2010) oder die Skulptur "Endless doughnut" (2001) ergänzen die Ausstellung zu einer Art Mid-Career-Show, die freilich nur einen winzigen Einblick in die umfangreichen Tätigkeiten des Künstlers bietet. Als nächstes lässt er in Paris zwölf riesige Eisblöcke aufstellen, die während der UNO-Klimakonferenz wegschmelzen werden. Getreu seiner heute in Wien bekräftigten Devise, seine Kunst huldige keinesfalls dem Eskapismus, im Gegenteil: "Wir wollen uns nicht von der Wirklichkeit trennen, wir wollen die Wirklichkeit wirklicher machen."