Die Initiative zu der Ausstellung ging von Francesca Habsburg aus, die als eine der weltweit wichtigsten Sammlerinnen von Eliasson gilt. Die Kombination mit Arbeiten aus der in einer ehemaligen Tintenfabrik beheimateten hochkarätigen Kollektion zeitgenössischer argentinischer und internationaler Kunst des Ehepaars Juan und Patricia Vergez habe sich angeboten, sagt TBA21-Chefkuratorin Daniela Zyman, die in Zusammenarbeit mit Mario Codognato, dem Chefkurator des 21er Hauses, die Ausstellung zusammengestellt hat: "Während in der TBA21 die großen Installationen und Interventionen zu finden sind, sammelt Vergez eher die klassischeren, skulpturalen Arbeiten."

"Diese Ausstellung vereint einige Elemente, welche nicht nur die Vision der Sammler und deren Verantwortung zum Ausdruck bringen, sondern auch deren Fähigkeit, Kunstprojekte jenseits traditioneller Kategorien zu kreieren", erläutert Francesca Habsburg. "Patricia und Juan Vergez und ich sammeln und fördern das Werk von Olafur Eliasson mit großem Enthusiasmus seit vielen Jahren."

Einige ergänzende Werke kommen aus dem Studio von Olafur Eliasson, der nicht nur auf das barocke Gebäude und seine Renovierungsgeschichte, sondern auch auf die Kunstauffassung des Barock reagiert. "Ein sehr konzeptionelles bis minimalistisches Werk in ein renoviertes Prunkpalais so zu integrieren, dass die Bezüge Sinn gebend und inspirierend sind, war eine Herausforderung", so Zyman im Gespräch mit der APA. Wunsch- und Traumvorstellungen sollen beim Besuch der bis März 2016 laufenden Ausstellung mit Realitätserfahrungen in Konkurrenz treten.

"Das Winterpalais ist ein lebendiger Ort der Begegnung", meint Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco. "Es ist mir ein großes Anliegen, die Themen des Barock im Wechsel mit dem Zeitgenössischen zu präsentieren und es freut mich außerordentlich, dass wir mit Olafur Eliasson einen Künstler gewinnen konnten, der einen aktiven künstlerischen Dialog mit dem Gesamtkunstwerk des Gebäudes und dessen Geschichte sucht."

Schon im Eingangsbereich des Palais soll der Besucher "in einen Ozean der blauen und gelben Farbwahrnehmung eintauchen" (Zyman). Dafür sorgt "Die organische und kristalline Beschreibung", eine 1996 entstandene Arbeit, die zuletzt 2008 in der Neuen Galerie in Graz gezeigt wurde. Solcherart auf die Konstruktion eine anderen Wirklichkeit eingestimmt, geht es über den zum "Yellow corridor" umgestalteten Stiegenaufgang auf die Ausstellungsebene.

Den Gegenwartskünstler Olafur Eliasson verbindet sein umfassende Interesse an Architektur, Design, Kunst und Naturwissenschaften mit dem Bauherren des Winterpalais, Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736). "Er ist in der Tat ein Mann der Renaissance mit vielen Talenten", schwärmt Habsburg über Eliasson. "In dieser Ausstellung wollten wir eine Parallele aufzeigen, die Olafur selbst in den Ausstellungsräumen gespiegelt hat, die das wertvolle barocke kulturelle Erbe Wiens der Arbeit eines Künstlers, dem ich mich sehr nahe fühle, gegenüberstellt."

Dass die mit Licht, Glas, Spiegeln und Kaleidoskopen immer wieder auf einfachen physikalischen Phänomenen aufbauenden Arbeiten Eliassons diesmal nicht im White Cube, sondern in einer stark vordefinierten Umgebung wirken müssen, soll die "Baroque Baroque"-Schau zu etwas Besonderem machen: "Sie versucht ernsthaft, Sensibilitäten zu verbinden", sagt Zyman. "Es ist keine Ablehnung, sondern fast schon eine Huldigung des Barock."

Wer sich mehr für den theoretischen Unter- und Überbau interessiert, der kann am 20. November um 17 Uhr im Oberen Belvedere an einem Roundtable mit Olafur Eliasson, Kuratorin Daniela Zyman, dem Physiker Aurelien Barrau und der Philosophin Mirjam Schaub teilnehmen. Zur Diskussion stehen "Fragen der Kreativität und Wissensproduktion sowie die expressiven Überschreitungen von Realität und Illusion, die sowohl im Barock als auch in Eliassons Werken auftreten".