"Ich glaube, dass der Bürgermeister der Regierung indirekt droht, um höhere Finanzierungen für die Stadt zu erhalten", kommentierte Franceschini. Um einzelne Meisterwerke im Besitz venezianischer Museen zu versteigern, wie es der Bürgermeister plant, sei eine Genehmigung des Denkmalschutzes notwendig. Auch aus den Oppositionsparteien gab es kritische Stimmen gegen die Pläne des Bürgermeisters.

Brugnaro hatte betont, er wolle sich von Meisterwerken trennen, die nicht direkt mit Venedigs Geschichte und Kultur zusammenhängen. Damit könnten bis zu 400 Millionen Euro lukriert werden. Alleine "Judith II" würde etwa 70 Millionen in die Gemeindekassen spülen. Der Bürgermeister würde gerne auch Marc Chagalls "Betende Juden" versteigern lassen, der wie die "Judith" in der internationalen Galerie für zeitgenössische Kunst in Ca' Pesaro aufbewahrt wird.

Aus dem Kulturministerium in Rom verlautete es jedoch, dass sowohl Klimts als auch Chagalls Gemälde in Venedig bei der Biennale erstmals ausgestellt wurden und daher mit der Geschichte der Stadt verbunden seien. Außerdem gebe es Gesetze gegen die Teilung öffentlicher Kunstsammlungen.

Angesichts dessen erklärte der Bürgermeister, es gebe noch keine Liste von Gemälden, die die Stadt veräußern wolle. "Die Lage der Gemeindekassen Venedigs ist jedem bekannt. Die Rettung der Stadt könnte auch zum Verzicht einiger Gemälde führen, die nicht mit der Geschichte Venedigs verbunden sind", so Brugnaro.

Allein in diesem Jahr beträgt das Minus der Stadt etwa 64 Millionen Euro. "Bald werden wir nicht einmal mehr Kindergärten finanzieren können", gab der Bürgermeister zu. Zuletzt hatte Venedig bereits einige prestigereiche Paläste verkauft, um die Gemeindekassen aufzufüllen.