Kulturminister und Regierungskoordinator Josef Ostermayer (SPÖ) nahm die Ehrung zwischen zwei dringlichen Terminen zu Bayerns Plänen in der Flüchtlingsfrage vor (eine Grenzschließung wäre "widerrechtlich", so Ostermayer) und schloss in seine Lobesworte auch gleich Rabinovici mit ein, der am Vortag als Preisträger des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels bekannt gegeben worden war.

Auch eine gute Nachricht für Beckermann brachte Ostermayer mit: Die Zeichen, dass ihre ursprünglich temporär geplante Installation "The Missing Image" beim "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus" von Alfred Hrdlicka, dauerhaft am Albertinaplatz verbleiben werden könne, stünden gut. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) habe sein "hohes Interesse" daran bekundet, neben ein paar Dingen technischer Natur gehe es noch um eine Abklärung mit Hrdlickas Witwe. "Ich denke, wir werden eine Vermittlung zustande bringen."

Auf die im März angebrachte Installation, die historische Filmaufnahmen von straßenwaschenden Juden zeigt, kam auch Rabinovici zu sprechen. Dadurch gewänne das Mahnmal "eine Perspektive, die das Bild erst vervollständigt", es könne "ohne diesen Zusatz nicht mehr überzeugen". "Ruth Beckermann verliert sich nicht im Gedenkritual. Sie schärft unseren Blick", so der Laudator. Sie wage nämlich auch selbst "einen anderen, einen besonderen Blick": "In allen ihren Arbeiten beleuchtet sie das, was ausgeblendet bleibt." Sie beschäftige sich in ihren Filmen, Installationen und Ausstellungen mit der familiären Herkunft, der Geschichte, aber auch mit Gegenwart und Zukunft ("Sie ist eine Künstlerin des neuen Europa"), ebenso wechsle sie gerne die Genres. "Sie lässt sich nicht festlegen, bleibt beweglich."

Beckermann erinnerte in ihren Dankesworten an ihre aus Galizien und der Bukowina stammende Familie ("Sie alle waren in unterschiedlichen Zeiten und aus unterschiedlichen Gründen Flüchtlinge"), gab zu, beim Ehrenkreuz zunächst an "Eisernes Kreuz und Mutterkreuz" gedacht zu haben, und sagte: "Widersprüche sind es, die ich in meinen Arbeiten vermitteln möchte, und in jeder Begegnung, jedem Interview bin ich neugierig auf die Widersprüche, die sich auftun."

Ruth Beckermann wurde 1952 in Wien geboren. Sie studierte in Wien und Tel Aviv Publizistik und Kunstgeschichte, in New York Fotografie. Als Dokumentarfilmerin schuf sie seit 1977 ein umfangreiches, auch im Ausland viel beachtetes Werk, zu dem Filme wie "Wien retour" (1983), "Die papierene Brücke" (1987), "Nach Jerusalem" (1990), "Jenseits des Krieges" (1996), "Zorros Bar Mizwa" (2006), "American Passages" (2011) und "Those Who Go Those Who Stay" (2013) zählen. Sie ist Mitbegründerin des Filmverleihs Filmladen und der Interessensgemeinschaft Österreichischer Dokumentarfilmer.