Michael Krüger, früherer Chef des Hanser-Verlages, ist über den Literaturnobelpreis an die Weißrussin Swetlana Alexijewitsch hocherfreut. "Sie ist eine sehr kämpferische, tolle Person, das ist eine schöne Überraschung", sagte Krüger. Der Hanser-Verlag habe alle ihre Bücher verlegt. "Sie ist eine tapfere Frau, die eine ganz eigene Form von Dokumentarliteratur geschaffen hat, indem sie die Leute befragt hat nach ihren Lebensumständen." Gleichzeitig hob Krüger ihre Rolle in der Opposition sowohl in Weißrussland, als auch gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin hervor. "Sie wird eine große Ikone der Widerstandsbewegung werden."

Auch die Überlebenden des Holocaust im Internationalen Auschwitz Komitee haben der Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch gratuliert. Sie sei "eine herzliche und mutige Kämpferin für die Menschen, die autoritäre Regime hinter sich zurücklassen", erklärte der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner, in Berlin. "Sie hat ihnen zugehört, Worte für ihre Erinnerungen und Gefühle gefunden und ihnen so ihre Würde zurückgegeben." Alexijewitsch habe "auch an die Lebensgeschichten der jüdischen Opfer während der entsetzlichen Nazibesatzung ihrer Heimat erinnert".

Der weißrussische Oppositionspolitiker Andrej Sannikow hat die Ehrung der Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch mit dem Literaturnobelpreis begrüßt. "Eine fantastische Nachricht", schrieb der ehemalige Präsidentschaftskandidat am Donnerstag bei Twitter. Boris Petrowitsch vom nichtstaatlichen Bündnis weißrussischer Schriftsteller sagte, Alexijewitsch habe den Preis "mit ihrem ganzen Leben" verdient. "Sie setzte sich immer für eine Annäherung zwischen Weißrussland und dem Westen ein", sagte er in der Hauptstadt Minsk.

Der Literaturkritiker Volker Weidermann hat die Vergabe des Literaturnobelpreises an die Weißrussin Swetlana Alexijewitsch (67) als "ideale Wahl" bezeichnet. Der Stockholmer Jury werde oft vorgeworfen, eher Gesinnungsentscheidungen zu treffen als literarische, sagte der "Spiegel"-Literaturchef und neue Gastgeber des "Literarischen Quartetts". "In diesem Fall stellt sich die Frage nicht, weil Alexijewitsch auf großartige Weise in ihrem Werk literarische Kraft und politische Notwendigkeit in eins zusammenführt", so Weidermann. "Alexijewitsch schreibt über die russische Geschichte, aber mit ihrem Blick auf die Vergangenheit erklärt sie uns Russland und die Kriege von heute."

Der Literaturkritiker Denis Scheck (50, "Druckfrisch") hat die neue Trägerin des Literaturnobelpreises als gute Wahl gewürdigt. "Mit Swetlana Alexijewitsch wird eine Jägerin des verlorenen O-Tons der Geschichte ausgezeichnet", sagte Scheck am Donnerstag.  Sie sei eine "brillante Dokumentaristin der Blutspur des Totalitarismus und des Krieges" und "eine Stimme der Vernunft im Chor der Irren". Alexijewitschs Werke sind "Romane in Stimmen", sie verwendet dafür beispielsweise Interviews. "Historiker sagen uns, wie es war, Romanciers, wie es sich angefühlt hat. Swetlana Alexijewitschs literarische Methode der großen Symphonie ist eine Mischung aus beidem", sagte Scheck.