Rein vom Inhalt vermag das Stück heute ohnehin nicht mehr mitzureißen. Zu verstaubt ist die Geschichte von dem Traumpaar des Stummfilms im Hollywood der 1930er-Jahre, Don Lockwood und Lina Lamont, dessen Ende mit der Einführung des Tonfilms besiegelt scheint. Linas hohe, krächzende Stimme muss synchronisiert werden, von Lockwoods großer Liebe Kathy Selden. Bei der Premiere des neuen Musicals holt Don seine Kathy jedoch vor den Vorhang.

Wegen des Stoffes ging wohl auch in Linz keiner in das Musical. Vielmehr ist es der legendäre Musicalfilm aus dem Jahr 1952, der dafür sorgt, dass "Singin' in the rain" nicht in Vergessenheit gerät. Jene Szene, in der Gene Kelly im Regen auf der Straße tanzt, gilt als eine der bekanntesten in der Filmgeschichte. Sie war dann auch eine Nummer zu groß für den Steppneuling Zander, zu sehr musste er sich beim einsetzenden Bühnenregen darauf konzentrieren, nicht auszurutschen. Diese Angestrengtheit nahm dann auch die Leichtigkeit aus seiner sonst klaren und sicheren Stimme.

Trotz dieser Schwäche überraschte die zentrale Nummer durch ihre Inszenierung. So wickelte sich der Linzer Lockwood nicht um eine Straßenlaterne, sondern um eine von sechs Palmen, die von schwebenden Gärtnern mit Gießkannen kräftig begossen wurden. Selbst wenn Regisseurin und Choreografin Melissa King bei ihrer Bühnenadaption eng an der Filmvorlage blieb, vermied sie eine reine Kopie der Szenen aus dem Hollywood-Klassiker. So fielen Don, Kathy und Cosmo bei "Good morning" auch nicht auf das berühmte Sofa zurück, sondern tanzten diesmal zwischen den Palmen, die die Klammer zwischen leuchtend bunten und flirrend weißen Bühnenbildern bildeten. Insgesamt wollte die zweieinhalbstündige Aufführung einfach nicht richtig in Schwung kommen. Vor allem vor der Pause gerieten die Textpassagen zu langatmig, es fehlte ein fließender Übergang zwischen gesprochenen und gesungenen Szenen.

Umso überzeugender waren dafür die Stimmen der Akteure: Anais Lueken, Neuzugang im Linzer Musicalensemble, hätte ihre Rolle als Kathy zwar nicht so verhalten spielen müssen, dafür sang sie umso kraftvoller. Philippe Ducloux als Cosmo beeindruckte als Sänger, Tänzer und Schauspieler gleichermaßen, und Daniela Dett erntete mit ihrer unmöglichen Stimme der Lina die meisten Lacher. Der Blechbläsersatz des Bruckner Orchesters unter Leitung von Marc Reibel traf genau den richtigen Klang der 1930er-Jahre. Die Zuschauer im nicht ganz gefüllten Großen Saal bedachten die ersten Steppschritte des Linzer Musicalensembles mit anerkennendem Beifall.