Black Mass

In "Black Mass" überzeugt  Hollywoodstar Johnny Depp mit einer menschlichen, fesselnden Darstellung des berüchtigten Kriminellen James "Whitey" Bulger. Der Streifen läuft bei den 72. Filmfestspielen Venedig außer Konkurrenz  und startet am 16. Oktober in den österreichischen Kinos.   US-Regisseur Scott Cooper ("Crazy Heart") zeichnet den Aufstieg von Bulgers "White Hall"-Imperium im Boston der 70er und 80er anhand dessen Allianz mit dem FBI-Agenten Johnny Connolly (Joel Edgerton) nach. In weiteren Rollen tun sich u.a. Benedict Cumberbatch und Peter Sarsgaard eindrücklich hervor. Der Film basiert auf wahren Begebenheiten, hat Bulger doch schon Martin Scorseses "Departed - Unter Feinden" inspiriert. Depps Darstellung des berüchtigten irisch-amerikanischen Kriminellen steht im klaren Gegensatz zum monströsen Whitey in Jack Nicholsons Interpretation.

Marguerite

Florence Foster Jenkins, die Operndiva ohne Gesangstalent inspirierte neben Stephen Frears' demnächst erscheinendem Biopic mit Meryl Streep auch die charmante Tragikomödie "Marguerite" (Kinostart am 30.10.), die am Freitagabend im Wettbewerb von Venedig Premiere feiert. Mit Demut, Liebe zur Musik und einer schmerzlichen Sehnsucht nach Zuneigung von ihrem Publikum, vor allem aber von ihrem Ehemann, verkörpert Catherine Frot die liebenswert-verrückte, betuchte Möchtegern-Sopranistin Marguerite Dumont, der partout niemand sagen will, dass sie so gar keine Töne trifft. Der französische Regisseur Xavier Giannoli verlegt die Handlung ins blühende, von Jazz und ersten Auflehnungen gegen die Bourgeoisie erfasste Paris der 20er-Jahre, weiß diesen Zauber aber nicht über 130 Minuten aufrechtzuerhalten.

Francofonia

Mehr Chancen auf den Goldenen Löwen werden da dem Russen Alexander Sokurow zugerechnet, der bereits 2011 mit seinem künstlerischen Experiment "Faust" mit dem österreichischen Schauspieler Johannes Zeiler den Hauptpreis in Venedig erhielt. Euphorisch wurde auch sein diesjähriger Wettbewerbsbeitrag aufgenommen: Im faszinierenden Kaleidoskop "Francofonia", das sich ein wenig zugänglicher gestaltet als seine vorhergehenden Arbeiten, wandelt Sokurow durch das Paris zur Zeit der NS-Besatzung während des Zweiten Weltkrieges. Mit historischen und assoziativen Bildern sowie nachgestellten Szenen zwischen Wolff-Metternich und dem damaligen Louvre-Direktor Jacques Jaujard hinterfragt Sokurow den Stellenwert von Kunst und Museen vor dem Hintergrund der Geschichte Frankreichs und Europas, und stellt mit Bezügen zu Kunstraub, Flüchtlingsströmen auch aktuelle, große Fragen.