Mit dem liebenswerten und etwas spröden Kommissar Salvo Montalbano hat sich Andrea Camilleri sein eigenes Denkmal geschaffen. "Er wird erst ein Ende finden, wenn auch ich aufhöre", sagte der Autor über seine berühmteste Romanfigur, die ihn in aller Welt bekannt und zu einem der beliebtesten Schriftsteller Italiens gemacht hat. Am Sonntag (6. September) feiert der Autor seinen 90. Geburtstag.

Erst mit fast 70 Jahren gelang dem Sizilianer mit seinen Montalbano-Krimis der Durchbruch, mehr als 20 Bücher rund um den kauzigen Kommentar hat Camilleri seitdem geschrieben. Camilleri gilt längst auch als kritische Stimme Italiens, vor allem die distanzierte Betrachtung der Probleme der Gesellschaft des Landes in seinen Romanen fällt auf. Mit seinen Geschichten hält Camilleri seinem Heimatland gekonnt den Spiegel vor und scheut sich nicht, auch heikle Themen anzusprechen. Auch die literarischen Zitate und die tiefgründigen Dialoge im sizilianischen Dialekt sind typisch für seine Bücher. Mehr als 30 Millionen Exemplare wurden in aller Welt verkauft, die Romane in Dutzende Sprachen übersetzt. Wochenlang beherrschten die Werke die italienischen Bestsellerlisten.

Und Camilleris Leben und Persönlichkeit finden sich in seinen Romanen auch ein Stück weit wieder - so ähnelt etwa die Figur des Commissario Montalbano seinem Vater, der fiktive Schauplatz Vigata in Sizilien seinem Heimatort Porto Empedocle, einer süditalienischen Küstenstadt. Dort wurde er am 6. September 1925 geboren. Bereits mit zwölf Jahren begann Camilleri zu Schreiben, während seines Philosophiestudiums veröffentlichte er dann erste Erzählungen und Gedichte.

Später arbeitete er vor allem als Theaterregisseur, TV-Produzent und Drehbuchautor, war an zahlreichen Krimiserien für das italienische Fernsehen beteiligt. Auch als Professor und Dozent war der Sizilianer mit den buschigen weißen Augenbrauen tätig. Später versuchte Camilleri sich mehr und mehr als Schriftsteller und Autor, doch sein erstes Werk "Il corso delle cose" ("Der Lauf der Dinge") wurde 1978 von 14 Verlagen abgelehnt. Schließlich veröffentlichte er bei einem kleinen lokalen Verlag historische Romane, jedoch ohne großen Erfolg.

Der Durchbruch folgte erst 1995 fast über Nacht mit seinem ersten Montalbano-Roman "La forma dell'acqua" ("Die Form des Wassers"). Der Commissario habe ihm "auf geradezu beängstigende Weise wie eine Dampfwalze den Weg geebnet", meinte Camilleri später. "Ich dachte, ich hätte nicht genug für eine so lange Serie. Aber dann hat es doch geklappt", sagte der Vater dreier Töchter. Über 20 Montalbano-Krimis hat er seitdem geschrieben. Zahlreiche seiner Romane wurden zudem für das Fernsehen verfilmt.

Obwohl Camilleri seiner Heimat Sizilien stets eng verbunden geblieben ist, lebt er bereits seit langem in Rom. Vor wenigen Monaten öffnete er sein Wohnzimmer für einige treue Leser: Lange Bücherregale und gemütliche Sessel, in denen der passionierte Raucher Camilleri mit einer Zigarette im Mund seine Romane schreibt. Sein Erfolgsrezept: Die Mischung aus tiefgründigen Handlungen, der Verwurzelung in Sizilien, der charismatischen Hauptfigur Montalbano und einem Schuss Gesellschaftskritik. Seine Geschichten sind originell, unterhaltsam und unaufdringlich - und die Leser finden sich in ihnen wieder.

MIRIAM SCHMIDT/APA