Die legendäre Mühl-Kommune kehrt unter dem Namen Schmalzl als Brutplatz sexueller Perversionen wieder, ein mysteriöser Mord an einer betagten Pensionistin, die mit einem wüsten Porno-Roman Millionen scheffelt.

Und ringsum gibt es schräge Figuren, Ereignisse und Kehrtwendungen aller Art: Franzobel schickt seinen für kleinbürgerliches Denken durchaus anfälligen Wiener Kommissar Falt Groschen erneut auf zahlreiche falsche Fährten und reichert die durchaus vergnügliche und auch bösartige Geschichte mit allerlei Polit-Gerüchten an. Viel Wiener Lokalkolorit, ergänzt durch eine exzellente Milieuschilderung von Sarajevo, denn auch dorthin verschlägt es seinen Protagonisten.

Starke, witzige und pointierte Dialoge darf man sich von Franzobel immer erwarten (und es gibt sie auch in Hülle und Fülle), die Seitenhiebe auf andere Krimi-Autoren hätte er sich ebenso sparen können wie die Lust, seinen dubiosen Figuren karikaturhafte Namen zu verleihen. Aber vergnüglich, witzig, wendungsreich ist’s in jedem Fall.
WERNER KRAUSE

Franzobel: Groschens Grab. Zsolnay, 288 Seiten, 18,40 Euro
Franzobel: Groschens Grab. Zsolnay, 288 Seiten, 18,40 Euro © KK