Ganz und gar philharmonisch ist es am Sonntag zum Ausklang des zweiten Wochenendes beim Musikfestival Grafenegg zugegangen. Sorgten zunächst bei der Matinee die Philharmonics für folkloristische Fingerfertigkeiten, stand beim zweiten Gastauftritt des Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta romantische Symphonik auf dem Programm.

"So sieht es aus, wenn Philharmoniker am Naschmarkt einkaufen gehen", charakterisierte Geiger Tibor Kovacs scherzhaft das multikulturelle Crossover-Repertoire des rasant aufspielenden Septetts mit einem kulinarischen Vergleich. Für Vegetarier enthält der Menüplan wenig, geht es doch - wenngleich mit Charme und hochvirtuos serviert - häufig über die Schmalzgrenze hinaus. Da fetzt der Csardas, träumt der Saint-Saens'sche Schwan, treffen einander Fritz Kreisler, Django Reinhardt, Benny Goodman, Bernstein und Sting, und Georg Breinschmid konstatiert mit hörbaren Argumenten: "Wien bleibt Krk."

Kultivierter Anschlag

Am Abend gab es dann ein Wiedersehen mit Zubin Mehta, der nach einer Knieoperation merklich lädiert ist und im Sitzen dirigierte. Das Brahms-Klavierkonzert Nr.1 d-moll ging sehr routiniert über die Runden, als Solist setzte Intendant Rudolf Buchbinder mit kultiviertem Anschlag klangliche Akzente, ansonsten wären seitens des Orchesters doch etwas differenziertere Konturen zu erhoffen gewesen.

Tschaikowskys Sechste nach der Pause "wagnerte" in den Ecksätzen breit einher, der zweite Satz mit seinem tänzerischen Fünfvierteltakt litt leider unter evidenter Schwerfälligkeit, das Scherzo hätte man sich viel dynamischer gewünscht. Respektvoller Applaus, dem mit Mussorgskis "Chowanschtschina"-Vorspiel noch eine stimmungsvolle Zugabe folgte.