Er weiß, wie vernichtend hart das Urteil der Experten sein kann. Peter Alexander Hackmair (28) war selbst Profikicker, mit dem SV Ried erreichte er 2011 den Cupsieg und in der talentierten U-20-Auswahl erspielte er 2007 mit Sebastian Prödl oder Martin Harnik bei der WM den vierten Platz. Verletzungen stoppten ihn. Nun analysiert er für den ORF die Bundesliga. Seinen ersten Einsatz bestreitet er heute (ORF 2, 16 Uhr) beim Spiel Austria Wien gegen Altach.


Kam das Angebot des ORF eigentlich überraschend für Sie?
PETER HACKMAIR: Ja, sehr sogar. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet.

Haben Sie eine Lieblingsausrede von Fußballern?
HACKMAIR: Oh, da gibt es viele. Der Schiedsrichter ist schuld zum Beispiel. Die ist genauso schlimm wie jede andere, die Selbstverantwortung abgeben will.

Werden Sie streng sein?
HACKMAIR: Ich werde in erster Linie ich sein. Ich habe kein Konzept, wie ich mich verkaufen will. Ich glaube, ich kann streng sein, aber ich muss es nicht sein. Alle, die mich kennen, wissen: Wenn mir etwas missfällt, sage ich das auch. Mein Ziel ist es, frei meine Meinung zu äußern. Ich habe mich sehr gut vorbereitet: auf die Liga und die Mannschaften.

Mit dem Nationalsport Fußball verhält es sich in Österreich ja so: Jeder Haushalt hat mindestens einen Experten, der je nach Situation die Rollen Trainer, Präsident oder Analyst beherrscht. Haben Sie sich auf Kritik vorbereitet?
HACKMAIR: Ich sehe das so: Wer eine Meinung hat, kann dafür kritisiert werden. Wer keine hat, wird gar nicht wahrgenommen. Ich freue mich auf Feedback.

Nach dem Ende Ihrer Profikarriere gingen Sie auf Weltreise. Was haben Sie dort über sich gelernt?
HACKMAIR: Die Reise hat meine Sicht auf den Fußball relativiert. Mit 21, 22 war Fußball mein Leben, alles. Nun sehe ich Fußball mehr als Spiel. Auch das Leben ist wie ein großes Fußballspiel. Und insofern passt das mit dem Wechsel auch: Vorher habe ich Taten sprechen lassen, jetzt folgen Worte.

Unter Teamkollegen galten Sie als Außenseiter, weil Sie immer wieder Ihre Nase in Bücher gesteckt haben. Was lesen Sie gerne?
HACKMAIR: Biografien zum Beispiel. Mich inspirieren Geschichten von Menschen – auch von solchen, die gar nicht berühmt sind.

Haben Sie ein Fußballstandardwerk?
HACKMAIR: Eines für den Sport allgemein. „Die Talent-Lüge“ von Daniel Coyle. Er widerlegt, dass Talent genetisch verankert ist.

Wer ist Ihr Vorbild als Analyst?
HACKMAIR: Ich habe kein Vorbild. Mehmet Scholl macht seine Sache super, weil er authentisch ist.

Welchen abgedroschenen Satz wollen Sie sich gerne verkneifen?
HACKMAIR: Ich werde versuchen, Sprüche wie „Dieses Tor hat dem Spiel gut getan“ zu umschiffen.
Anzug oder Freizeitlook: Wie werden Sie auftreten?
HACKMAIR: Eine meiner ersten Fragen an den ORF war: Muss ich Anzug tragen? Was genau ich anziehe, weiß ich noch nicht. Nur: kein Sakko, sondern sportlich elegant.