Wir befinden uns in Baltimore, im rassistischen, antikommunistischen, korrupten Amerika der frühen Sechziger, und unausgesprochen zugleich im aufgeheizten polarisierten Klima der Gegenwart. Die übergewichtige Tracy Turnblad, ausgezeichnet verkörpert von Marja Hennicke, ist definitiv eine Antiheldin. Aber sie verfügt über einige Trümpfe: loyale Eltern (köstlich Rene Rumpold in der Mutterrolle, treuherzig Gernot Kranner als Vater), soziale Kompetenz, Talent und Willen. Und so gelingt es schließlich trotz übler Intrigen, nicht nur selbst in der Corny-Collins-Fernsehshow zur "Miss Hairspray" gekürt zu werden, sondern auch gleich die Rassentrennung im TV zu überwinden.

Ferdinando Cefalu - selbst im TV-Geschäft wohlbewandert - ist eine sympathische Inszenierung geglückt, in der nicht moralisiert und doch Unterhaltung mit Haltung geboten wird. Möge es auch anderswo perfekter, spektakulärer zugehen: Allemal schwung- und humorvoll geht es dem Happy End entgegen, alle geben ihr Bestes, das Orchester bringt opulenten Sixties-Sound aus dem Graben hervor.

Und es gibt eine zentrale Botschaft, die da lautet: Wenn du etwas wirklich erreichen willst, musst du darum kämpfen. So reiht sich "Hairspray" in die nicht allzu lange Reihe aufmüpfiger, gesellschaftskritischer Musicals ein - und bereichert den Spielplan in Baden auf wahrlich herzerfrischende Weise.

INFO: Bühne Baden, Stadttheater: "Hairspray" von Mark O'Donnell, Thomas Meehan, Marc Shaiman. Regie: Ferdinando Cefalu, mit Marja Hennicke, Rene Rumpold, Gernot Kranner u.a., weitere Vorstellungen bis 5. September. Tickets und Information: Tel. 02252/22522,