Die "Eroberung von Mexico" kommt bei den Salzburger Festspielen gänzlich ohne Mexiko aus. Peter Konwitschnys höchst plastische Interpretation von Wolfgang Rihms einst surrealer Oper wurde bei der Premiere heute, Sonntag, Abend mit viel Zustimmung aufgenommen. Gefeiert wurden vor allem Angela Denoke und Bo Skovhus für ihr modernes Beziehungsdrama.

Konwitschny setzt alles auf eine Karte und spielt sie mit großer Geste aus: Aus den vielen Gegensatzpaaren, die Rihms Figuren, Aztekenherrscher Montezuma und Konquistador Cortez, symbolisieren könnten, greift er sich die Mann-Frau-Beziehung heraus und gestaltet diese, Takt für Takt, als durchaus kriegerische Geschichte in einem modernen Wohnzimmer aus. In vielen Details funktioniert die Logik dieser konkreten Übersetzung erstaunlich bündig. Gleichzeitig wird der offene, assoziative Charakter des Werks mit grellem Licht weggeleuchtet.

Angela Denoke brillierte stimmlich wie schauspielerisch als Montezuma - oder besser, als langsam "eroberter" und damit zerstörter Archetyp des "schwachen" Geschlechts, Bo Skovhus wirkte als aggressiver Protz, der Sportcabrios, nackten Frauen und Computerspielen - alles auf der Bühne anwesend! - nachgeiert, geradezu manisch überzeichnet. Bejubelt wurde auch das bestens eingesetzte Radio Symphonieorchester Wien unter Ingo Metzmacher für eine bestechend präzise Darbietung.