Nun ist der Blockbuster, der Donnerstagabend unter großen Aufhebens seine Weltpremiere in der Wiener Staatsoper feierte, allein aufgrund seiner in Wien gedrehten Szenen für das heimische Publikum sehenswert: Eindrucksvoll und prominent ist die Oper, die vergangenen August rund eine Woche ebenso als Drehort diente wie die U-Bahn-Station Schottenring, in Szene gesetzt. Vor allem die Luftaufnahmen, die das Defilee der Gäste vor der Aufführung von Puccinis "Turandot" sowie die spektakuläre Flucht über das Operndach samt Abseilen einfangen, beeindrucken. Besonders relevant sind die Szenen für die Handlung jedoch nicht - auch wenn der österreichische Bundeskanzler bei dem verdeckten Einsatz in der Oper in einem explodierenden Auto dran glauben muss.

In Wien trifft Geheimagent Ethan Hunt (Cruise) nach sechs Monaten des Untertauchens auf seinen treuen Ex-Kollegen Benji Dunn (Simon Pegg). Ihr einstiger Arbeitgeber, die Impossible Missions Force (IMF), ist wegen "wiederholten Fehlverhaltens" und mangelnder Transparenz mittlerweile diskreditiert und CIA-Direktor Alan Hunley (gewohnt unsympathisch: Alec Baldwin) unterstellt, der den scheinbar unkontrollierbaren Hunt zum Staatsfeind erklärt hat.

Der Gejagte als Jäger

Der Gejagte lässt sich freilich nicht fangen, und geht stattdessen selbst auf die Jagd: Seit längerem schon ist er einer mysteriösen Schattenorganisation auf der Spur, die sich "The Syndicate" nennt, über bestens trainierte Agenten verfügt und von einem mysteriösen Mann namens Solomon Lane (Sean Harris) angeführt wird. Der scheint Ethan stets einen Schritt voraus und hat es nach einer weltweiten Anschlagsserie auf einen ominösen Datenträger abgesehen, den seine Verbündete Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) für ihn aus einem schier unknackbaren Hochsicherheitstrakt in Casablanca stehlen soll. Doch Ilsa fährt zweigleisig und holt Ethan und Benji ins Boot, um Lane zuvorzukommen. Die aktivieren bald auch die alten Kumpels William Brandt (Jeremy Renner) und Luther Stickell (Ving Rhames) für ihre womöglich "letzte Mission" - jene, die "Anti-IMF" zu zerstören.

Vom scheinbar unmöglichen Einbruch dank technischer Gadgets und beinahe übermenschlicher Kräfte von Ethan Hunt bis hin zu Täuschungsmanövern mit Masken und Doppelgleisigkeiten bei Gut und Böse: Auch der fünfte Teil der "Mission: Impossible"-Saga vereint alles, was die Reihe seit 1996 erfolgreich macht. Ähnlich wie Brad Bird beim Vorgänger "Phantom Protokoll" (mit fast 700 Mio. Dollar Einspielergebnis die bis dato einnahmenstärkste Episode) geht Regisseur Christopher McQuarrie mit Augenzwinkern an den Stoff heran und macht sich gemeinsam mit Cruise ein wenig lustig über dessen Übergott-Status.

Ob er während des Starts im peitschenden Wind in einen fliegenden Militärjet klettert, sich mit gestähltem nackten Oberkörper und in Handschellen allein mit Armmuskeln ein Rohr hinaufhantelt und befreit oder in einem Unterwassertank mit gefährlicher Strömung drei Minuten lang die Luft anhält: Cruise kann alles, und darf sich mit 53 Jahren scheinbar in der Form seines Lebens abermals als strahlender Actionheld präsentieren.

Heimlicher Held

Viel war im Vorfeld die Rede von Tom Cruise, der sich für "Rogue Nation" doch tatsächlich an einen abhebenden Militärjet krallte. Dabei kristallisiert sich der britische Komiker Simon Pegg, dem diesmal eine weitaus tragendere Bedeutung als zuvor zukommt, als heimlicher Held und Pointenbringer heraus - etwa, wenn er beinahe hysterisch Ilsas Sorge, Ethan müsse beim spektakulären Diebstahl ganze drei Minuten unter Wasser verbringen, weglacht: "Das ist doch gar nichts für Ethan!" Und Rebecca Ferguson, Serienfans aus "Kommissar Wallander" und "The White Queen" bekannt, darf mehr als nur Augenweide sein, steht Ilsa Ethan in punkto Kampftechnik und -freude doch in nichts nach.

Fiel die Handlung bei "Mission: Impossible" in der Vergangenheit oft gar verwirrend aus, ist die Situation hier klarer: Mit der fallen gelassenen IMF und dem erbarmungslosen Syndikat stehen sich zwei brisante Organisationen mit willensstarken Alphamännern an der Spitze gegenüber. Ist letztere Vereinigung tatsächlich eine gefährliche "rogue nation", ein von Regeln und Moral losgelöster Schurkenstaat, wird die IMF von der CIA zu einem solchen hochstilisiert. Die Grenzen zwischen Gut und Böse, zwischen Regierungen und Terroristen verschwimmen, und auch die britisch-amerikanischen Relationen leiden unter den Geheimdienstmachenschaften, an denen Regisseur und Drehbuchautor McQuarrie kein gutes Haar lässt.

Mit seinen üblichen Längen bei 130 Minuten, aber einer spannenden Handlung, Raum für Lacher und dem gewohnten Aufgebot an spektakulären Stunts ist "Mission: Impossible - Rogue Nation" ein höchst unterhaltsamer Sommer-Blockbuster - und das mit Wien-Bonus.