Die Internationale Stiftung Mozarteum hat am Mittwoch in Salzburg ein am 28. Mai bei Sotheby's in London ersteigertes Mozart-Autograph präsentiert. Bei dem kleinformatigen Manuskript mit zwölf beschriebenen Seiten handelt es sich um eine Abschrift einer von Eugenio di Ligniville (1727-1778) vertonten "Stabat mater" - eines mittelalterlichen Mutter Jesu-Gedichtes.

Erstmals zu sehen

Das Autograph im Format von 17 mal 22 Zentimeter befand sich bisher in Privatbesitz und wurde dank Unterstützung einer Spenderin für 167.000 Britische Pfund (umgerechnet 237.000 Euro) ersteigert. Die Handschrift wird während der Festspielzeit im Mozart-Wohnhaus erstmals öffentlich im Original zu sehen sein. "Während sich die meisten Mozart-Autographe seit Langem in Sammlungen befinden, die öffentlich zugänglich sind, sind einige wenige Handschriften der interessierten Fachwelt nie zugänglich gewesen", erklärte die Stiftung am Mittwoch.

Eugenio di Ligniville war Musikintendant des späteren Kaisers des Heiligen Römischen Reiches, Leopold II. Wolfgang und sein Vater Leopold lernten ihn im April 1770 auf der ersten Italienreise in Florenz persönlich kennen. Von den knapp dreißig Einzelkanons, aus denen Lignivilles "Stabat mater" besteht, haben die Mozarts aber nur eine Auswahl von neun Sätzen abgeschrieben und in vollständiger Partitur notiert. Die Noten schrieb Wolfgang Amadeus Mozart, den Text trug sein Vater ein, allerdings nur unvollständig.

Handschrift, entstanden in Salzburg

Papier- und Schriftbefund lassen laut Experten der Stiftung erkennen, dass die Handschrift nicht, wie lange vermutet, bereits 1770 während der ersten Italienreise entstanden ist, sondern erst um 1773 in Salzburg. "Sie belegt damit das lang anhaltende Interesse der Mozart-Familie an den kontrapunktischen Künsten Lignivilles, der ebenso wie Mozart ein Mitglied der berühmten Accademia filarmonica in Bologna war."

Das Autograph war ursprünglich im Besitz des Musikverlags Andre in Offenbach am Main. Johann Anton Andre, der Sohn des Verlagsgründers, hatte Ende 1799 den musikalischen Nachlass Mozarts von dessen Witwe Constanze angekauft. 1929 versteigerte der Verlag das Autograph erstmals, 1999 wechselte es erneute den Eigentümer. Es befand sich aber immer in Privatbesitz. Die Stiftung Mozarteum bereitet derzeit eine kommentierte Faksimileausgabe des Autographs vor.