Auf der Leinwand ist Willem Dafoe schon zig Mal gestorben. Oft war es ein grausiges Ende: In Martin Scorseses "Die letzte Versuchung Christi" wird er gekreuzigt, in "Platoon" stirbt er im Kugelhagel, in "Spider-Man" machen messerscharfe Klingen dem "Grünen Kobold" das Garaus. "Gute Abgänge" würden ihn offenbar anziehen, sagte der US-Schauspieler im April der britischen Zeitung "The Times".

"Ich sterbe in vielen Filmen. Vermutlich häufiger als sonst irgendjemand." Am Mittwoch (22. Juli) wird Dafoe 60 Jahre alt, doch "in meinem Kopf fühle ich mich wie 22", versichert er. Er halte sich mit täglichen Yoga-Übungen und frisch gepressten Gemüsesäften fit. Für seine Gesundheit schwöre er auf Säfte, betont der Star. Die tiefen Furchen um das ausgeprägte Kinn sind schon lange sein Markenzeichen. Die kamen nicht erst mit dem Alter. "Ich habe ein sehr markantes Gesicht, aber es ist auch sehr flexibel, ein Gummigesicht", sagte er 2012 der "New York Times".

Mit diesem Gesicht schaffte es das Kind einer zehnköpfigen Familie aus dem ländlichen Wisconsin erst auf die Theaterbühne, dann vor die Filmkameras. Häufig spielt er durchtriebene, undurchsichtige Charaktere. In der Komödie "Grand Budapest Hotel" ist er der Bösewicht, in dem Holocaust-Drama "Ein Leben für ein Leben - Adam Resurrected" der sadistische KZ-Kommandant, in "Shadow of the Vampire" der blutrünstige Vampir. Diese Rolle als der düstere Max Schreck brachte Dafoe seine zweite Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller ein, die erste hatte er sich mit Oliver Stones Kriegsfilm "Platoon" verdient.

Er scheut nicht vor expliziten Sexszenen und kontroversen Stoffen zurück. Schon drei Mal wagte er sich vor die Kamera des dänischen Enfant terrible Lars von Trier, darunter für das Sex-Drama "Nymphomaniac" und für den Psychoschocker "Antichrist". In "Pasolini" spielte er zuletzt den italienischen Skandalregisseur Pier Paolo Pasolini.

Doch mit seinem "Gummigesicht" kann der Charakterdarsteller auch ganz anders, als nur Schurke oder schräg zu sein. In dem Spionagethriller "A Most Wanted Man" etwa tritt er als eleganter Hamburger Banker auf. In dem Südstaaten-Drama "Mississippi Burning" wird er an der Seite von Gene Hackman zum cleveren FBI-Ermittler.

Hollywood ist für Dafoe nur Drehort; der Schauspieler wohnt in New York und Rom. 2005 heiratete er die italienische Filmemacherin Giada Colagrande (39). Aus seiner langen Beziehung mit der elf Jahre älteren US-Theaterregisseurin Elisabeth LeCompte hat er einen erwachsenen Sohn.

Mit gemischten Gefühlen schaut er auf den runden Geburtstag und das Älterwerden. "Die gute Nachricht, man versteht das Leben etwas besser", sagte er im April der Zeitung "The Times". "Aber die traurige Nachricht ist, dass alles schneller vorbeigeht." Eine Anfrage bei seinem Management, wie der Schauspieler seinen 60. Geburtstag feiern werde, blieb unbeantwortet. Sein Privatleben hält Dafoe am liebsten unter Verschluss.