In Salzburg haben am Samstag die 95. Festspiele traditionell mit Joseph Haydns "Die Schöpfung" im Großen Festspielhaus begonnen. Das Oratorium stellte den Beginn der von Ex-Intendant Alexander Pereira initiierten Ouverture spirituelle als Festspielauftakt dar. Die offizielle Eröffnung der Festspiele erfolgt am kommenden Sonntag.

Traditionelles Eröffnungsstück

Nicht weniger als die ganze Welt wird in Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung" erschaffen. Mit seinem hymnischen Anspruch, seinem dennoch gewitzten Charme und seinem ungetrübten Optimismus, ist das Werk seit einigen Jahren das traditionelle Eröffnungsstück der Salzburger Festspiele.

Am Abend des Hitzetags folgte das Gewitter: Auf Donner und Regenprasseln ließ der französische Dirigent mit seinen Musiciens du Louvre die Musik antworten. Wer romantisierte, weiche und fließende Darbietungen des Werks gewohnt ist, dem wird Minkowkis bisweilen schroffe, dramaturgisch zerrissene Version selbst wie ein musikalisches Unwetter erschienen sein.

Diese "Schöpfung" setzte nicht auf den großen, strahlenden Bogen der wunderbaren Kreation, sondern verweilte in Einzelheiten, im Spiel mit Kontrasten und Narrativen. Die Spannung ging so immer wieder verloren und musste neu gefunden werden, auf den Einzelleistungen der Musiker lag dabei eine Last, der nicht alle gerecht werden konnten. Wettgemacht wurde das an jedem der sechs Schöpfungstage durch gestochen scharfen symphonischen Ensembleklang - unterstützt durch den bestens disponierten Salzburger Bachchor.

Junge Sänger

Es ist das vierte Jahr in Folge, in denen Haydns einziges Oratorium am Anfang der geistliche Auftakt-Reihe "Ouverture Spirituelle" steht. Nach John Eliot Gardiner, Nikolaus Harnoncourt und Bernard Haitink leitete Minkowski diesmal ein Joint Venture aus seinen Musiciens und Musikern des Mozarteumorchesters, um das gewaltige haydnsche Aufgebot zu komplettieren. Mit den Originalklanginstrumenten kehrte man heuer in den Modus der historisch informierten Aufführungspraxis zurück, von dem es im Vorjahr mit dem BR-Orchester eine Pause gegeben hatte.

Für die Engel Gabriel, Uriel und Raphael, bzw. für Adam und Eva setzte Minkowski auf ein junges Sängerterzett rund um die 30 - doch schon mit Salzburg-Bezug. Chiara Skerath ging unter anderem aus dem Young Singers Project hervor und bezauberte mit ihrem hellen, erzählerischen Sopran. Stanislas de Barbeyrac, der mit Minkowski bereits bei der Mozartwoche aufgetreten ist, ließ bei expressivem Timbre zuweilen die Artikulation missen. Adrian Sampetrean, der in Salzburg schon den Leporello gegeben hat, überzeugte mit kraftvollem Bass.

Weil Minkowski die Pause doch vor ihrem glücklichen "Lobgesang"und nicht - wie im Programm angekündigt - schon nach dem ersten Teil setzen wollte, erhielt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler Gelegenheit, das Festspielpublikum vor dem ersten Konzert des Sommers persönlich zu begrüßen. Eine ungeplante Pause gab es wegen eines Zwischenfalls im Publikum. Vollendet wurde die "Schöpfung"aber schließlich ganz gemäß dem Libretto mit dem Singen aller Stimmen - und dem Jubel der Zuhörerer, in dem viel Vorfreude auf die kommenden sechs Wochen voller Konzert, Oper und Theater mitschwang.