Der Schriftsteller Rainald Goetz darf sich über den Georg-Büchner-Preis 2015 freuen. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Mittwoch in Darmstadt mit. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland.

Goetz habe sich "mit einzigartiger Intensität zum Chronisten der Gegenwart und ihrer Kultur gemacht", begründete die Akademie ihre Entscheidung. Die Verleihung des Preises ist am 31. Oktober 2015 in Darmstadt vorgesehen. Goetz (61) habe zunächst kurz als Arzt gearbeitet, den Beruf aber mit Anfang 30 zugunsten der Literatur aufgegeben. Sein erster Roman "Irre", eine Erzählung aus der Psychiatrie, erschien 1983. Im vergangenen Jahr war der Büchner-Preis an Jürgen Becker verliehen worden.

Blut ohne Schweiß und Tränen: Autor Rainald Goetz 1983 als 29-jähriger beim Wettlesen in Klagenfurt:
Blut ohne Schweiß und Tränen: Autor Rainald Goetz 1983 als 29-jähriger beim Wettlesen in Klagenfurt: "Ihr könnt's mein Hirn haben. Ich schneide ein Loch in meinen Kopf, in die Stirne schneide ich das Loch." © ORF/EGGENBERGER

Rainald Goetz verdankt seinen frühen literarischen Ruhm einer Provokation: Beim Ingeborg-Bachmann-Literaturwettbewerb ritzte sich der studierte Mediziner 1983 in Klagenfurt mit einer Rasierklinge die Stirn auf. Kurz danach erschien sein erster Roman "Irre", in dem Goetz das ernüchternde Leben eines Assistenzarztes in der deutschen Psychiatrie beschreibt.

Fortan widmete sich Goetz, der mit Anfang 30 den Arztberuf aufgab, mit großer Intensität der bundesrepublikanischen Wirklichkeit. Und er liebte es weiterhin, den von ihm wenig geschätzten Kultur- und Medienbetrieb zu provozieren. Goetz schrieb über Rave und Techno. Er entwickelte als einer der ersten 1998 im Internet ein Blog zur Medien- und Konsumwelt, das als "Abfall für alle" in Buchform erschien.

Neben seinen Erzählungen und Romanen ist der in München geborene Goetz bereits in den 1980er Jahren mit Theaterstücken bekanntgeworden. Die erste Trilogie "Krieg" beschäftigte sich mit 200 Jahren Revolutionsgeschichte. Eine zweite Trilogie nahm sich Anfang der 90er Jahre des Verhältnisses der Deutschen zu ihrer Geschichte an.

Als Autor trat Goetz wieder 2012 mit seinem Gesellschaftsroman "Johann Holtrop" hervor, der Aufstieg und Fall eines zynischen Medienmanagers zum Thema hat. Für sein Werk wurde der in Berlin lebende Goetz vielfach ausgezeichnet.