Planungs- und Finanzierungssicherheit von 2016 bis 2018“ sollen die dreijährigen Förderverträge für steirische Kulturveranstalter bieten. 203 Förderanträge wurden eingereicht. An 162 Initiativen – acht mehr als zuletzt – schüttet Christian Buchmanns Kulturressort von 2016 bis 2018 jährlich 6,6 Millionen Euro garantierte Förderung aus. „Das Budget wurde gegenüber der Periode 2013 bis 2015 um 1,7 Prozent erhöht“, verkündete Buchmann (wie berichtet) jüngst dazu.

Die Verlierer

Also alles eitel Wonne im steirischen Kulturbetrieb? Von wegen. Vor allem die Vergabeempfehlungen des 15-köpfigen Kulturkuratoriums stehen in der Kritik.

Extrem gekürzt: der Grazer Domchor
Extrem gekürzt: der Grazer Domchor © Sabine Hoffmann

Zahlreichen renommierten Veranstaltern wurde die bisherige Landesförderung extrem gekürzt, dem Musikfestival Murau oder dem Grazer Domchor gar um mehr als die Hälfte.

"Zu bildungsorientiert"

In absoluten Zahlen ist die Akademie Graz der größte Verlierer: 45.000 Euro weniger gibt es künftig für die an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft, Gesellschaft agierende Institution. Ihr Programm sei „zu bildungsorientiert“ erfuhr Leiterin Astrid Kury auf Nachfrage. „Diese Argumentation ist Ausdruck eines restriktiven Kulturbegriffs“, empört sie sich, „schließlich ist die kritische Reflexion der Gesellschaft ein wesentlicher Bestandteil zeitgenössischer Kunst und Kultur.“ Wie es weitergehen soll, weiß sie nicht: „Wir suchen jetzt bis Herbst nach Strategien, wie wir diese Kürzung annähernd kompensieren können, gelingt das nicht, werden wir einen Schlussstrich ziehen müssen und die Akademie Graz wird Geschichte sein. Ehe Sparzwang im Programm sichtbar wird, hören wir lieber auf.“

Personaleinsparungen drohen

Drastische Konsequenzen stehen auch in anderen Einrichtungen an. Im Pavelhaus in Laafeld (– 30.000 Euro/Jahr) überlegt die künstlerische Leiterin Elisabeth Arlt Einschränkungen bei den Öffnungszeiten („Am Programm sparen wir auf keinen Fall“).

Minus 9000 Euro heißt es auch für Hanni Westphals Mezzanin Theater
Minus 9000 Euro heißt es auch für Hanni Westphals Mezzanin Theater © Fabian Dankl

Im Mezzanin Theater (– 9000 Euro) stehen Personalkürzungen im Raum, berichtet Hanni Westphal, „oder man sagt: Ich schmeiße hin, unter diesen Bedingungen mach ich’s nicht mehr. Aber das will natürlich keiner“.

Unargumentiert


Ein Hauptkritikpunkt der Förder-„Verlierer“: Das Kulturkuratorium argumentiert die Kürzungen nicht. Muss es auch nicht, sagt dessen Vorsitzender Igo Huber, „nur Ablehnungen müssen begründet werden“. Sinn und Zweck der Mehrjahresverträge seien ja erfüllt, „die Planungssicherheit steigt, und diejenigen, deren Wünsche wir nicht erfüllen konnten, haben jetzt ein halbes Jahr Zeit, sich darauf einzustellen“. Zu Kürzungen sei es etwa dann gekommen, „wenn die vorgelegten Budgets nicht plausibel waren“.


Auch Kulturlandesrat Buchmann will sich „die große Kraftanstrengung mit den mehrjährigen Förderverträgen nicht kleinreden lassen. Ich verstehe, dass nicht jeder über die Entscheidungen erfreut ist, aber unter den 203 Förderwerbern waren eben auch 66 Neuanträge – da kann es nicht für alle gleich weitergehen“.

Die Kürzungen seien ihm jedenfalls „nicht unplausibel“ erschienen.

Die Opposition kritisiert die Kürzungen:

Schaler Beigeschmack


Eines können aber weder Huber noch Buchmann erklären: Keine jener Kulturinstitutionen, die im Kulturkuratorium vertreten sind, musste Kürzungen hinnehmen – im Gegenteil, etliche kriegen künftig mehr. „Keine optimale Optik, aber das ist systembedingt, wenn man Leute haben will, die die Szene kennen“, konzediert Huber.

Zwar darf niemand über seinen eigenen Antrag abstimmen, aber auch Buchmann hält fest: „Es stimmt, man muss da kritisch hinterfragen.“