Für „La Bohème“ und „Aida“ haben Sie in den letzten Jahren einen Schuss Hollywood in den Steinbruch von St. Margarethen gebracht. Und heuer?
ROBERT DORNHELM: Noch mehr Hollywood. Die Breitwand wird breiter, die neue Betreibergesellschaft hat tief in die Tasche gegriffen.


Wie macht sich das optisch bemerkbar?
DORNHELM: Schon von Weitem erblickt der Besucher unseren 26 Meter hohen Engel, den Bühnenbildnerin Amra Bergman aus 85 Tonnen Stahl fertigen ließ. Die Flügel bestehen aus 670 riesigen Federn, sie nehmen eine Fläche von 1600 Quadratmetern ein.


Wie erzählen Sie die Geschichte, die nur an zwei Tagen spielt, nämlich am 17. und 18. Juni 1800?
DORNHELM: Ich erzähle natürlich, wie es sich für St. Margarethen gehört, traditionell, doch ich bediene mich filmischer Mittel, und mit der 3D-Animation steht mir die modernste Technik zur Verfügung. Durch meine Projektionen sind die Protagonisten sozusagen hautnah zu erleben. Auch für sie ist das ein Lernprozess. Die große, theatralische Operngestik brauchen sie damit nicht mehr.


Wie tief greifen Sie in die Trickkiste?
DORNHELM: Der Sprung der Tosca von der Engelsburg in die Tiefe wird sehr drastisch gezeigt. Mit Originalsängerin und Double. Wobei ich sagen muss, dass ich durch exzellente Sänger verwöhnt werde. Martina Serafin, heute eine der gefeiertsten Sopranistinnen, singt sieben Vorstellungen, und Alexia Voulgaridou ist schon in Covent Garden und in der Met aufgetreten.

Probenfoto: Martina Serafin in der Rolle der
Probenfoto: Martina Serafin in der Rolle der "Tosca" und Davide Damiani als "Scarpia" im Römersteinbruch St. Margarethen © APA/ARMIN BARDEL

Für Sie ist Oper ein relativ neues Genre. Haben Sie etwas gelernt?
DORNHELM: Durch die Nähe zu den Protagonisten erlebe ich die Geschichte emotionaler als je zuvor. Es ist reizvoll, eine Oper mit den Hilfsmitteln des Kinos zu erzählen, und immer mehr komme ich zur Ansicht, dass Giacomo Puccini eigentlich der erste Filmmusiker war.


Vom Burgenland geht es für Sie weiter nach Bregenz. Was filmen Sie bei den Festspielen dort?
DORNHELM: Dort gestalte ich eine Kleinigkeit mit meinem Cousin, dem ehemaligen Staatsoperndirektor Ioan Holender, eine Drei-Tage-Reportage von den Seefestspielen für Servus TV.


Am Samstag läuft Ihr Film „Amanda Knox – Der Engel mit den Eisaugen“ um 20.15 Uhr auf VOX. Was ist seit ihrem Freispruch mit Ihrem Werk passiert?
DORNHELM: Die Erstausstrahlung in den USA erfolgte, nachdem sie zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Die Mehrzahl der Zuschauer war der Meinung: Ja, sie hat’s getan! Nach dem Freispruch wurde der Film mit veränderten Schlusstiteln wiederholt. Diesmal urteilten die Zuschauer: Natürlich ist sie unschuldig!


Wird die Wahrheit je ans Licht kommen?
DORNHELM: Vermutlich nicht. Höchstens durch Zufall. Was ich weiß, ist, dass Amanda vor Gericht auch gelogen hat. Das ist ja aktenkundig.