Österreichs bärtiger Diva Conchita Wurst ist Europa nicht genug, weshalb sie seit Dienstag die Kultur- und Medienszene Japans aufmischt. Die Dragkönigin ist für eine Woche in Nippon, um ihr Album zu promoten. Am Beginn stand ein Auftritt im Frühstücksfernsehen Sukirri, weitere werden folgen. Conchita zeigt sich bereits am ersten Tag begeistert von der japanischen Kultur.

Entspricht das japanische Fernsehen den westlichen Klischeevorstellungen?

Conchita: Wohl schon. Ich muss aber auch sagen, dass das seine Wirkung erzielt. Das Setting von Sukirri ist so dermaßen optimistisch und fröhlich, dass man gar nicht anders kann als gut gelaunt zu sein. Mir gefällt das wirklich. Das ist alles sehr lustig und sehr bunt. Ich freue mich auf die große Musiksendung am Freitag. Die hat hier eine 20-jährige Tradition und ist ein bisschen wie "Wetten, dass..?" - ohne Wetten, aber mit ähnlich langen Talks.

Conchita lernt Japan und Japan lernt Conchita kennen.
Conchita lernt Japan und Japan lernt Conchita kennen. © RENE BERTO

Werden Sie nach den ersten Eindrücken auch in Japan auf der Straße erkannt?

Conchita: Natürlich sind die meisten Menschen hier Neulinge, wenn es um La Conchita geht, aber ich war gerade in einem Schrein, weil hier mit dem Sternenfest ein Feiertag ist. Und da haben mich einige Menschen erkannt - Japaner und ein paar englische Touristen.

Reagieren Japaner anders auf Sie als Europäer?

Conchita: Sie sind alle unfassbar respektvoll. Es stellt sich nicht die Frage, welches Geschlecht ich habe oder was damit machen will. Ich habe gerade einen Kimono bekommen, und die Dame, die ihn mir angezogen hat, war völlig begeistert, weil ich so schön sei. Das ist - um ehrlich zu sein - etwas befremdlich, denn das kenne ich so nicht. Sie sind hier - wenn vielleicht auch nur nach außen - unheimlich höflich und werfen mit Komplimenten nur so um sich. Man kann sich die Welt also auch schön reden.

Der Wiener ESC liegt nun eineinhalb Monate zurück. Wie haben Sie die ersten Wochen als nicht mehr amtierende ESC-Queen erlebt?

Conchita: In den letzten Monaten war der Song Contest mitschwingenderweise immer dabei. Und irgendwie denke ich jetzt, man muss auf eigenen Füßen stehen. Zugleich werde ich hier in Tokio ja immer vorgestellt - und es fängt alles von vorne an. Ich sehe meinen Sieg nach wie vor permanent als Einspieler in Sendungen.

Sind heuer noch ähnlichen Touren wie nach Japan oder im Mai nach Australien geplant?

Conchita: Die genauen Daten habe ich nicht parat, aber ich weiß, dass ich heuer noch mal nach Australien und in die USA fahre. Und das freut mich sehr!

INTERVIEW: Martin Fichter-Wöß/APA