Der letzte Sommer war sehr unschön. Im Gegenteil zur aktuellen Hitze. Sagen Sie das Wetter lieber an, wenn Zuschauer Sonne statt Regen erwartet?

CHRISTA KUMMER: Nein. Mir ist es völlig egal, was ich ansage. Ich kann unbeständiges Wetter genauso wenig verhindern wie sonniges. Ich habe einen Job, in dem ich von der Natur abhängig bin.

Ehrlich? Sie bevorzugen schönes Wetter nicht? KUMMER: Es gibt weder schönes noch schlechtes Wetter – das empfindet jeder anders. Ich persönlich mag diese Hitze nicht. Und beruflich?

KUMMER: Mehrere heiße Tage hintereinander anzusagen, ist ziemlich langweilig. Ich mag die Abwechslung, wenn etwas passiert.

Erinnern Sie sich noch an das Wetter vom 5. März 1995, als Sie erstmals und als erste Wettermoderatorin des ORF auftraten?

KUMMER: Nein, definitiv nicht.

Woran erinnern Sie sich denn noch aus Ihrer Anfangszeit?

KUMMER: Das Wetter war damals kein emotionales Medienthema wie heute. Erst in den letzten zehn Jahren wurden die Menschen extrem dafür sensibilisiert. Gab es heftige Gewitter, gab es keine Unwetterwarnung wie heute. Das war nicht Usus.

Worauf führen Sie das zurück?

KUMMER: Ein Stück weit auf den Klimawandel: Als ich studierte, starteten wir mit ersten Hochrechnungen, die interessierten keinen Menschen. Und heute werden wir tagtäglich mit Prognoserechnungen überflutet.

Was hat sich – außer den technischen Möglichkeiten – denn noch geändert in den letzten 20 Jahren?

KUMMER: Die Sprache ist flapsiger geworden, alles muss nun Show sein. Wir reden über mathematische Modelle und garnieren sie mit Showfakten.

Ein Beispiel, bitte?

KUMMER: Unlängst erklärte ich einmal, es werde „giftige Gewitter“ geben. Da regte sich jemand auf. Ich erklärte ihm, dass die Sprache heute bildhafter sein muss. Fronten, Druckgebilde und andere Bezeichnungen reichen da nicht aus. Früher war die Sprache technisch, heute bildhaft.

Ärgert es Sie, wenn der größte Gesprächsstoff der ist, dass Sie eine zweifärbige Strumpfhose tragen?

KUMMER: Wir leben in einer medialen Welt, in der nonverbale Symbole zwei Drittel der Aufmerksamkeit einnehmen.

Sind Sie der Wetteransagerei schon ein bisschen müde?

KUMMER: Noch nicht.

Und was ist Ihr Lieblingswetter?

KUMMER: 25 Grad, sonnig bis bewölkt und einer Brise, die sanft über die Landschaft streicht. Dazu von Mitternacht bis sechs Uhr früh Regen – so dass man es nicht bemerkt.