Gleich zwei Mal wird Gere an den ersten Tagen der rote Teppich ausgerollt: Bei der Eröffnungsgala im Hotel Thermal wird der 65-jährige US-Schauspieler mit dem Kristallglobus für herausragende künstlerische Verdienste um das Weltkino geehrt. Präsentiert er zum Auftakt gemeinsam mit Regisseur Oren Moverman und Co-Darstellerin Jena Melone den Film "Time Out of Mind" (2014), steht am Sonntagabend mit "Franny" (2015) von Andrew Renzi schon die nächste Galavorstellung an. In Movermans Psychodrama verkörpert Gere einen auf den Straßen New Yorks lebenden Obdachlosen, als wohlhabender Philanthrop Francis "Franny" Watts sucht er die Nähe eines jungen Ehepaares.

Heimlicher Höhepunkt dürfte aber ein bereits älteres Werk werden: Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums von "Pretty Woman" beehrt Gere am Samstagabend im Open-Air-Kino die Vorführung der legendären romantischen Komödie, die seine Co-Darstellerin Julia Roberts einst zum Star machte.

Stars lockt Karlovy Vary seit jeher nicht nur mit Kristallgloben. Mit Harvey Keitel kehrt der Ehrenpreisträger aus 2004 nach Karlsbad zurück: Der Charakterdarsteller präsentiert Paolo Sorrentinos in Cannes uraufgeführtes Werk "Youth", in dem er an der Seite von Michael Caine zu sehen ist. Ebenfalls angekündigt haben sich Ben Mendelsohn, der mit Regisseur Ryan Fleck den Sundance-Hit "Mississippi Grind" mitbringt, die italienische Schauspielerin Alba Rohrwacher ("Hungry Hearts") sowie "Fifty Shades of Grey"-Star Jamie Dornan, der in der Tschechischen Republik demnächst für die Koproduktion "Anthropoid" vor der Kamera steht.

Geschichte umweht auch Karlovy Vary, gehört das Festival mit seiner Geburtsstunde im Jahr 1946 und der Einführung eines Wettbewerbs 1948 doch zu den ältesten Filmfestivals der Welt. Dass heuer erst die 50. Ausgabe gefeiert wird, liegt daran, dass die Schau mit der Kür zum A-Festival von 1959 bis 1993 alternierend mit dem Moskauer Filmfestival nur im Zweijahresabstand stattgefunden hat. Mit der Samtenen Revolution 1989 konnte sich das Festival endlich vom politischen Einfluss losreißen und sich 1994 unter dem bekannten tschechischen Schauspieler Jiri Bartoska, der bis heute als Festivalpräsident fungiert, neu ordnen.

Festivalgeschichte wird heuer im Hauptwettbewerb geschrieben, ist das Durchschnittsalter der eingeladenen Regisseure mit 39 Jahren doch laut dem künstlerischen Direktor Karel Och so niedrig wie noch nie. Sieben Weltpremieren und sechs internationale Premieren umfasst der von Debüts geprägte Spielfilmwettbewerb, darunter etwa Dietrich Brüggemans Nazi-Satire "Heil", das Spielfilmdebüt "The Red Spider" des polnischen Dokumentaristen Marcin Koszalka und "Jeder der fällt hat Flügel" des österreichischen Regisseurs Peter Brunner. Auch im 16 Filme umfassenden Dokumentarfilmwettbewerb findet sich mit Albert Meisls "Vaterfilm" ein österreichischer Beitrag, weitere heimische Lang- und Kurzfilme laufen in Nebensektionen.

Seit langem eine wichtige Plattform für zentral- und osteuropäisches Filmschaffen, zeigt das Festival im "East of the West"-Wettbewerb Filme aus u.a. Ungarn, Albanien, Rumänien, Griechenland und Kroatien. Die vierte Wettbewerbsschiene "Forum of Independents" wird mit "Aspirantes" ("Hopefuls") des brasilianischen Regiedebütanten Ives Rosenfeld eröffnet: weitere Sektionen widmen sich u.a. dem libanesischen Kino, aufstrebenden Filmemachern und der jung verstorbenen ukrainischen Filmemacherin Larisa Shepitko.

(S E R V I C E - Karlovy Vary International Film Festival, 3. bis 11. Juli, )