Während bei den Kultmusical-Vorstellungen in Deutschland Sky du Mont und Martin Semmelrogge als Erzähler fungieren, wurde für die österreichischen Gastspiele der „Rocky Horror Show“ Chris Lohner (71) als Erzählerin verpflichtet. Nicht jeder weiß, dass das Ex-Model eine abgeschlossene Schauspielausbildung hat. Die rothaarige Wienerin und Romy-Preisträgerin war lange eines der populärsten ORF-Gesichter und ist für viele die Stimme.
Eine "entschleunigte Zeit"
Als das Ende der Programmansagerinnen beschlossen wurde, nahm Lohner die Entscheidung sehr gelassen hin. Der ORF war bis 2001 ohnehin einer der letzten Sender im deutschsprachigen Raum, die das Programm durch Sprecherinnen ankündigen ließen. „Ich sah unsere Funktion als Denk- und Atmosphärenpause. So konnten wir nach einem traurigen Film die Stimmung drehen und das Publikum auf ein anderes Genre hinführen. Es war eben eine entschleunigtere Zeit.“
Heute hat sie Erfolg mit ihren Büchern und Soloprogrammen wie „Jung war ich lang genug“ und „Lohner packt aus“. Und weint alten Zeiten nicht nach: „Ich jammere nichts und niemandem nach. Ich bin ein Jetzt-Geschöpf. Jetzt ist jetzt. Und das ist fein. Morgen schauen wir weiter!“ Seltsam allerdings, dass Chris Lohner, die auch in „Kottan ermittelt“ und „Tohuwabohu“ mitwirkte, bei all ihren Branchenerfahrungen noch nie vom ORF für eine Jury-Funktion in einer Castingshow angefragt wurde.
Als Synchronstimme wird sie immer wieder ins Studio geholt – zuletzt für „Rote Katz und die bunten Vögel“ über politische Werbung von damals auf ORF III. „Meine Stimme wollen sie haben“, schmunzelt die unkomplizierte und sympathische Fernsehlegende. Auch wenn sie 2003 beim ORF in Pension ging, wird sie eben immer wieder für kleine Aufgaben eingesetzt. Und darf ohne Koketterie sagen: „Ich habe mich relativ gut gehalten und schaue nicht aus wie eine alte Hex’.“
Rocky Horror Show: Graz, Oper.
Täglich vom 30. Juni bis 5. Juli.
Karten: Tel. (0 31 6) 80 00.