Wenn es nach der "New York Times" geht, hatte James Salter bereits alles erreicht. "Sein Ruf ist ihm so sicher, er hat nichts mehr zu beweisen. Wenn es einen Mount Rushmore für Schriftsteller gäbe, wäre er bereits dort", schrieb die Zeitung kurz nach dem Erscheinen seines jüngsten Romans "Alles, was ist" 2013. Am Freitag ist der Autor nun zehn Tage nach seinem 90. Geburtstag verstorben.Der vielfach preisgekrönte Autor selbst bezweifelte den Vergleich mit dem US-Präsidenten-Monument. "Dieses Mount-Rushmore-Ding. Da sind wohl ein bisschen die Pferde mit der 'New York Times' durchgegangen", sagte er damals: "Das ist aufgeblasen." Dabei war der Schriftsteller noch bis zu seinem Ende hoch aktiv. Er vor kurzem war er als Gastprofessor an die Universität von Virginia zurückgekehrt.

Die Kritiken waren mit den Jahren nur besser geworden. "Alles, was ist", die Geschichte eines Kriegsveteranen und Lektoren, dessen Leben aus den Fugen gerät, wurde geradezu frenetisch gefeiert. Das Werk sei "erstaunlich gut", schrieb der britische "Guardian". Die "New York Times" feierte es als "krönenden Erfolg" und jubelte: "Dieser Roman lässt die vergangenen vier Dekaden in einem komplett neuen Licht erscheinen." Das Buch habe Wiedererkennungswert, sei aber trotzdem "frappierend originell". "Niemand außer Salter hätte es schreiben können" und es sei der Beweis, "dass dieser literarische Löwe immer noch sehr auf der Jagd ist". Salters Kommentar dazu: "Ich bin niemals völlig zufrieden. Es könnte besser sein."

Sein eigenes Leben erinnerte ein wenig an das des "Alles, was ist"-Protagonisten Philip Bowman. Auch er war beim Militär und wechselte dann in die Literaturwelt, allerdings als Schriftsteller. Mit seinen ersten Romanen "Ein Spiel und ein Zeitvertreib", "In der Wand" und "Lichtjahre" feierte er in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren große Erfolge und schrieb außerdem erfolgreich Drehbücher für Hollywood. Doch dann wurde es zunächst ruhiger um Salter. Er veröffentlichte Erzählungen, eine Autobiografie und zusammen mit seiner Frau, der Schriftstellerin Kay Eldredge, ein Kochbuch. Mit ihr verbrachte er bis zuletzt den Großteil des Jahres in einem kleinen Häuschen im New Yorker Nobelvorort Bridgehampton.

Trotz des Kritikerjubels hat es Salter, der stets mit Hand und Schreibmaschine arbeitete, nie in die allererste Reihe der US-Schriftsteller gebracht. Philip Roth, der 2009 gestorbene John Updike oder Jonathan Franzen sind deutlich bekannter und ihre Bücher verkaufen sich besser. Der britische "Guardian" bezeichnete Salter einmal als den "vergessenen Helden der US-Literatur". Inzwischen habe er sich damit abgefunden, sagte Salter kurz vor seinem Tod: "Ich bin was ich bin. Das akzeptiere ich."