Auf die Albertina folgt im Juli das Belvedere mit "Selbstverständlich Malerei!", die Neue Galerie Graz bereitet eine Schau für 2016 vor.
Die Spanne der Albertina-Ausstellung, die ab morgen bis zum 6. September zu sehen ist, reicht von den "Gründervätern" der Abstraktion rund um die Galerie St. Stephan - Josef Mikl, Markus Prachensky und Wolfgang Hollegha - bis zu den Vertretern der "Neuen Wilden" Gunter Damisch, Hubert Scheibl und Herbert Brandl. Die insgesamt 70 Gemälde und Grafiken, die sich die Albertina aus der Sammlung Ploner ausgesucht hat und derer 40 nun zu sehen sind, würden die bisherigen Bestände "ergänzen, vertiefen und erweitern", so Schröder am Dienstag bei der Pressekonferenz.
Diese Ergänzungen, Vertiefungen und Erweiterungen finden sich in der chronologisch angelegten, sich aber gleichzeitig auf die einzelnen Künstler konzentrierenden Schau, die 107 Bilder umfasst, auf Schritt und Tritt und schaffen so einen geballten Überblick über abstrakte Kunst in Österreich. Einzig der kürzlich verstorbene Franz Grabmayr, Hollegha und Prachensky seien in der Sammlung Ploner nicht vertreten gewesen, deren Werke habe man der Schau "bewusst hinzugefügt", wie es im Begleittext heißt.
Inhaltlich verfolgt die Schau laut Schröder "zwei Stränge": Während die Abstraktion der Gründerväter nach dem Zweiten Weltkrieg einem weitgehenden Fehlen dieser Strömung geschuldet sei und sich die Künstler der Gruppe Galerie St. Stephan der Abstraktion der menschlichen Figur widmeten, thematisierten die "Neuen Wilden" ab den 1980er-Jahren in ihren Farb- und Materialexperimenten "sowohl den Wechsel von Fläche und Bildtiefe als auch den gestischen Akt und das Prozesshafte des Zeichnens und Malen selbst", wie im Pressetext erläutert wird.
Diese Entwicklung zeigt sich etwa in den nun gezeigten Arbeiten Josef Mikls aus den späten 1960ern bis in die 1980er, zum Beispiel in dem aus der Sammlung Ploner stammenden Aquarell "2 Geschwister" oder der "Großen Büste" (einer Leihgabe aus der Nationalbank). Auch die Aquarelle Herbert Brandls - teils im Besitz der Albertina, teils aus der Sammlung Ploner - bilden nun an der Wand eine glückliche Symbiose. "Was uns in unserer Sammlung bisher gefehlt hat, war oft das Kleinformatige, Intime", freute sich Schröder über kleinere Neuzugänge etwa von Hans Staudacher.
Man wolle sich jedoch nicht anmaßen, die gesamte österreichische Abstraktion mit dieser Ausstellung zu beschreiben, erklärte Kuratorin Eva Michel. Vielmehr handle es sich um "Schlaglichter und Facetten eines breiten Spektrums". Apropos Spektrum: Trotz ihrer Dreiteilung bleibt die Sammlung Ploner in gewisser Hinsicht vereint: Aus der Zusammenarbeit von Albertina, Belvedere und der Neuen Galerie Graz ist ein Bildband hervorgegangen, den Belvedere-Direktorin Agnes Husslein am Dienstag - auch in Anwesenheit des dritten beschenkten Direktors, Joanneums-Leiter Peter Pakesch, - bei der Pressekonferenz präsentierte. Alle drei fanden ausführliche Dankesworte für Sammler-Witwe Regina Ploner, die die Schenkung als "für mich einzig sinnvolle Lösung" bezeichnete.