Ewald Palmetshofer, 1978 im Mühlviertel geboren, wurde nach einer kontroversen, öffentlichen Debatte von fünf Juroren am Donnerstag kurz vor Mitternacht in der Stadthalle von Mülheim an der Ruhr (Nordrhein-Westfalen) gewählt und für sein Stück "die unverheiratete" (Akademietheater) geehrt.

Das Stück handelt von einer alten Frau, die sich am Rande des Grabes erinnert. Sie hat als junge Frau kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges einen Soldaten denunziert, weil dieser mit dem Gedanken spielte zu desertieren. Er wurde erschossen; die Frau wurde kurz nach Ende des Krieges zur Verantwortung gezogen und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Palmetshofer ließ sich von einer wahren Begebenheit inspirieren.

Lob für Sprachkraft

Ewald Palmetshofer fragt, welche Folgen die Ereignisse für die Tochter der alten Frau und für ihre Enkelin heute hat. Der junge Dramatiker erhielt vor allem Lob für seine Sprachkraft. Die Verteidigungsrede der Denunziantin vor Gericht ist ein gutes Beispiel für Palmetshofers gelungene Dialoge: "Ich kann nur sagen kann mich nicht erinnern mehr beim besten Willen nicht ist durchaus möglich dass ich weiß es nicht kann immer wieder sagen nur ich war heut gar noch nicht im bett."

Palmetshofer hat in Wien unter anderem Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie studiert und war 2007/08 Hausautor am Schauspielhaus Wien. Im Sommer 2008 nahm er am renommierten Young Writer's Programme des Royal Court Theatres teil, der wichtigsten Avantgardebühne Großbritanniens.

Er war Gastdramaturg am Nationaltheater Mannheim und unterrichtete 2013/14 am Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst Wien. Er lebt und arbeitet in der österreichischen Hauptstadt und hat bereits über zehn Stücke veröffentlicht. Sein bekanntestes Stück ist "faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete" (uraufgeführt 2009). 2008 wurde er mit dem Dramatikerpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft ausgezeichnet.

Sieben deutschsprachige Theaterstücke konkurrierten um den Mülheimer Dramatikerpreis. Darunter war auch "Die Schutzbefohlenen" von Österreichs Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek über das Flüchtlingsdrama von Lampedusa. Jelinek ist vierfache Mülheim-Preisträgerin.

Den Mülheimer Publikumspreis erhielten heuer Yael Ronen & Ensemble für das Antikriegsstück "Common Ground".