In seiner Arbeit ging es ihm stets um die "Suche nach einem authentischen Bild der Seele des Menschen". Kein Wunder also, dass die 1997 erschienene Monografie zu Peter Pongratz den Titel "Soulpainting" trug. In den 1960er Jahren war der österreichische Maler als Assistent von Max Weiler tätig und begründete die Avantgarde-Gruppe "Wirklichkeiten" mit. Am 22. Mai feiert er seinen 75. Geburtstag.

Seither ist der einstige "Wilde" zu einer Größe der heimischen Kunst geworden. Im Klosterneuburger Essl Museum läuft noch bis zum 7. Juni eine Retrospektive des Künstlers, 2006 war ihm eine Personale im Oberen Belvedere gewidmet. Pongratz habe entgegen aller Trends und Strömungen gearbeitet und ein beeindruckendes Werk geschaffen, sagte Karlheinz Essl anlässlich der aktuellen Ausstellung. Pongratz sei einer der ersten Künstler gewesen, dessen Arbeiten Eingang in seine damals noch junge Sammlung gefunden hatten.

Weilers Assistent

Peter Pongratz wurde am 22. Mai 1940 in Eisenstadt geboren und wuchs in Graz auf. Nach dem Studium in Wien und Berlin arbeitete er von 1966 bis 1970 als Assistent von Weiler an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Eine ausgeprägte Individualität kennzeichnete von jeher seine künstlerische Position. Seine Malweise ist expressiv und wurzelt stark im Emotionellen, er interessierte sich stets für die Malerei von Kindern, für primitive Malerei und die Kunst von Geisteskranken. Zum Ausdruck kommt immer wieder auch seine Beziehung zu anderen Kunstformen wie Musik, Literatur oder Theater.

Pongratz stand etwa in den 1960er Jahren in engem Kontakt mit der Literaturszene des Forum Stadtpark, so etwa mit Gerhard Roth, Peter Handke und Wolfgang Bauer. Seine Verbundenheit mit der österreichischen Literaturszene zeigt sich auch in seiner Gestaltung der Box zur Literatursammlung "Landvermessung 2005", die Günther Nenning heraus gab. Lange Zeit war Pongratz auch als Jazz-Drummer aktiv - durchaus auch eine Richtung, die die Karriere des Künstlers hätte nehmen können: "Ich liebe den Jazz", bekannte Pongratz einmal freimütig, "und Titel von Jazz-Nummern sind sehr poetisch für mich."

Ende der 1960er Jahre war Pongratz Teil der "Wirklichkeiten" (mit Wolfgang Herzig, Franz Ringel, Martha Jungwirth, Kurt Kocherscheidt und Robert Zeppel-Sperl), die sich von der damals vorherrschenden Abstraktion einer neuen Gegenständlichkeit zuwandten. Die allesamt stilistisch von der Auseinandersetzung mit archaischer und sogenannter primitiver Kunst beeinflussten Künstler wurden im Jahr 1968 erstmals in der Wiener Secession unter dem gleichnamigen Ausstellungstitel präsentiert. Wie sehr sich das Oeuvre von Pongratz seither thematisch und stilistisch gewandelt hat, davon konnte man sich seither in zahlreichen Ausstellungen von Österreich bis Israel überzeugen.

Auf der Suche nach den Ursprüngen einer Kreativität jenseits von akademischen Zwängen und wechselnden Stil- und Zeitgeistmoden war die Künstlergruppe "Cobra" für Pongratz prägendes Vorbild. 1974 verbrachte Pongratz einen mehrmonatigen Studienaufenthalt in Paris, bevor er einige Jahre in Venedig lebte. An Orten in Australien und der Südsee, wo er sich mit ozeanischer Kunst auseinandersetzte, entstand 1978 das Fernsehporträt "Peter Pongratz - Eine Welt im Kopf". Ab 1987 hielt sich der Maler mehrere Monate im Jahr in Dalmatien auf, wo er während seiner Arbeit auch mit dem Krieg in Ex-Jugoslawien konfrontiert wurde. Aus diesen Eindrücken heraus schuf er ab 1992 den Kriegszyklus "Das Herz der Finsternis", dem 1999 eine Einzelausstellung in Tel Aviv gewidmet war.

Hang zur Ironie

Pongratz' Werk ist nicht unwesentlich von Ironie gekennzeichnet, wie vor allem die Titelgebung seiner Bilder vermittelt. "Selbstporträt auf Gerstl'sche Art", "Selbstporträt explodierend" oder "Selbstporträt als Käfer" liest man hier.

Zu Pongratz' bekanntesten Werken zählen seine nach trivialen Vorlagen entstandenen "Heiligenbilder" im Nazarener-Look, ein Freskowandbild (1975) im Bildungshaus St. Virgil in Aigen (Salzburg), seine große Wandmalerei im Foyer des Kulturzentrums in Eisenstadt (1982) und die Zyklen "Kleiner Garten im Süden" und "Kinderlieder".

Außerdem schuf Pongratz eine Reihe von Bühnenbildern und Filmausstattungen. Ausgezeichnet wurde der heute abwechselnd in Wien und auf der kroatischen Insel Korčula lebende Maler unter anderem mit dem Kunstpreis des Landes Steiermark (1969), dem Burgenländischen Landespreis für bildende Kunst (1977) sowie dem Würdigungspreis zum Österreichischen Staatspreis für bildende Kunst (1980).