Dank einer vierjährigen Konzeptförderung der Stadt Wien (190.000 Euro jährlich) könne das international ausgerichtete Festival für neues Musiktheater im Meidlinger Kabelwerk zumindest bis 2017 jährlich veranstaltet werden, sagte Steker. Der Slogan laute "Eine Art Oper", so Desi, da das Format Musiktheater jedes Mal neu definiert werden müsse. In jedem Fall sei aber Nähe zum Publikum angestrebt. "Es ist ein Projekt, das aus der Freien Szene herauswächst." Dabei gebe es internationale Partner und eine Mischung aus Eigenproduktionen und Gastspielen.

Die thematische Vorgabe war es, zu aktuellen sozialen und politischen Themen zu arbeiten, erläuterte Steker: "Wir sind der Meinung, dass das Hier und Jetzt, das draußen unmittelbar herrscht und uns betrifft, natürlich auch ins Musiktheater gehört."

Gestartet wird am 27. August mit "Pizzeria Anarchia", einer von Michela Lucenti inszenierten interdisziplinären Verbindung aus Musik- und Tanztheater zum Thema Gentrifizierung, dem gleich drei Produktionen gewidmet sind. Ausgangspunkt war die Räumung eines Hauses in Wien-Leopoldstadt vor einem Jahr, die Musik stammt vom Deutschen Michael Emanuel Bauer. In "disPLACE" (Musik von Raquel-Garcia Tomas und Joan Magrane Figueras, Regie: Peter Pawlik) und "Re-volt Athens" (Musik: Tilemachos Moussas, Regie: Elli Papakonstantinou) geht es um Gentrifizierung und Stadtentwicklung am Beispiel von Barcelona und Athen, wo die Probleme besonders virulent sind.

Ab 28. August werden unter dem Titel "Oedipus Lost" 30 Kurzstücke (Länge zwischen 5 und 20 Minuten) auf dem gesamten Areal Kabelwerk gezeigt werden. Die Regisseurin Helga Utz, die sich in allen Stücken auf Sophokles bezieht, realisiert auch ein weiteres Projekt: "Stille Wasser" nach dem Roman "Abenteuer des Arthur Gordon Pym" von Edgar Allen Poe spielt am Dach-Swimmingpool des Kabelwerks, Komponistin ist Iris ter Schiphorst.

Klaus Karlbauer versucht eine Lecture Performance zur Lecture Oper weiterzuentwickeln: "Was mich daran hindert, eine Oper zu schreiben" erläutert er ab 29. August im zweitem Raum des Werk X. "Ujamaa Paradise" ist "An African Ghost Opera" von Thomas Desi und erzählt die Geschichte des Staates Tansania, in dem ein "afrikanischer Sozialismus" zu verwirklichen versucht wurde. "Ujamaa ist ein Suhalei-Wort und bedeutet Sozialismus", sagte Desi.

Insgesamt gibt es an 17 Tagen 29 Vorstellungen. "Das macht es möglich, ein Festival auch wirklich zu leben", so Steker. Niederschwelligkeit solle dabei gelebt, nicht nur behauptet werden: "Bei uns dürfen alle unter 25 Jahren dem Festival kostenfrei beiwohnen, und zwar so oft sie wollen." Auch mit der Vollpreiskarte für 20 Euro und dem Festivalpass für 60 Euro hält man die Preisschwelle niedrig.

Zu einem Festival gehört auch ein Rahmenprogramm: Es gibt zwei Talks, einen über Gentrifizierung, einen zweiten über Vertriebsmöglichkeiten neuen Musiktheaters, dazu Publikumsgespräche und ein "Producers Meeting", zu dem 20 bis 30 internationale Theatermacher erwartet werden. Steker: "Wir werden die Gelegenheit dazu nützen, unser Netzwerk zu verdichten."

Die gewählte Zeit zwischen Sommertheater und regulärem Saisonstart sieht man nicht als Problem, sondern als Chance: "Wir sind der Meinung, dass das ein sehr guter Zeitpunkt ist", versicherte Steker. Und Desi: "Ich hab' immer gedacht, ich möchte den Sommer nicht der Operette überlassen."