Der Germanist Eberhard Lämmert ist tot. Lämmert starb am Sonntag mit 90 Jahren in Berlin, teilte das Deutsche Literaturarchiv Marbach mit. Der 1924 in Bonn geborene Lämmert galt als einer der profiliertesten deutschen Literaturwissenschafter. Er widmete sich vor allem der Sozialgeschichte der Literatur. In Marbach untersuchte er die Rolle der Germanistik in der NS-Zeit.

Lämmert war auch Gründungsdirektor des Zentrums für Literaturforschung in Berlin sowie Direktor am Forschungszentrum für Europäische Aufklärung in Potsdam. Für Aufsehen sorgte seine Wahl 1976 zum Präsidenten der FU Berlin. Weil er in den Gremien von einer Mitte-Links-Koalition getragen wurde, nannten ihn Gegner einen "Volksfront"-Präsidenten. Lämmert äußerte Verständnis für die Studentenbewegung und war in seinem Fach auch gegenüber marxistischen Strömungen aufgeschlossen.