Im Februar wurde sie zur Doyenne des Burgtheaters ernannt. Heuer feiert sie ihr 60-jähriges Bühnenjubiläum, im kommenden Jahr ihren 80. Geburtstag. Zudem brilliert sie derzeit in Ewald Palmetshofers "die unverheiratete" am Akademietheater. Es gibt also kaum einen besseren Zeitpunkt für ein Buch über Elisabeth Orth als jetzt. Heute Abend (20 Uhr) wird der Band im Burgtheater-Kasino präsentiert.

"Aus euch wird nie was", heißen die im Amalthea Verlag erschienenen Erinnerungen Orths, die von "Presse"-Kulturredakteur Norbert Mayer aufgezeichnet und durchgehend in der Ich-Form belassen wurden. Der Titel bezieht sich auf ein mahnendes Urteil der Mutter. Wie nahezu jeder in Österreich weiß, ist Orth Tochter der Schauspielgrößen Paula Wessely und Attila Hörbiger, und auch ihre zwei Schwestern wurden Schauspielerinnen. "Wir drei Hörbiger-Töchter hatten mit dem sogenannten Leben ganz wenig Verbindung", heißt es schon bald. Anders als Christiane und Maresa Hörbiger befreite sich die Älteste von der Bürde des großen Namens und nannte sich nach dem Familiennamen ihrer Großmutter mütterlicherseits Orth.

Reich an Anekdoten

Manches überraschende Detail ist auf den über 200 Seiten zu finden, die mit zahlreichen Fotos und einem Verzeichnis ihrer Theater-, Film- und Fernsehrollen ergänzt wurden. Man erfährt etwa, dass "Lilabeti", zu deren Geburt Adolf Hitler den Eltern ein Telegramm mit "Glückwunsch zum Stammhalter" geschickt hatte, nach dem Willen der Eltern Filmcutterin werden sollte und sogar bereits in der Kopieranstalt der "Wien Film" begonnen hat, dass sie Raimund und Nestroy "nicht kann", oder, dass es von ihrer Mutter von Trude Fleischmann gemachte Aktaufnahmen gegeben habe.

Ausführlich wird die Theaterkarriere besprochen, Anekdoten aus Proben und Vorstellungen sowie Erfahrungen mit Regisseuren von Peter Zadek bis Andrea Breth inklusive. Mit 76 Regisseurinnen und Regisseuren hat sie gearbeitet - Orth zählt alle auf. Matthias Hartmann, bei dem sie "immer eine Art ratloser Distanz" gefühlt hat, scheint nicht zu ihren Lieblingsregisseuren gezählt zu haben, das erste Kennenlernen war "ein konventionelles Gespräch, wie mit einem Versicherungsagenten".

Erstaunlich kursorisch werden dagegen ihre zwei Ehen behandelt (die erste mit einem Wiener Arzt "war nach sechs Wochen Geschichte", die zweite mit einem jungen Schauspieler in Ulm "wohl mehr eine karitative Aktion denn eine Ehe"), ehe sie auf ihren dritten Mann Hanns Obonya zu sprechen kommt, mit dem sie zehn Jahre glücklich war, ehe er 56-jährig starb.

"Jedermanns" Fußstapfen

Vier Jahrzehnte nach ihrem Buch "Märchen ihres Lebens - Meine Eltern Attila Hörbiger und Paula Wessely" befasst sich die Schauspielerin mit ihren Eltern fast weniger ausführlich als mit ihrem Sohn Cornelius Obonya. Die innige Liebe der Mutter, der große Stolz auf einen brillanten Kollegen, sind überall spürbar: "Ich bin bass erstaunt, was der Bub alles kann. Ich kann vielleicht nicht einmal die Hälfte von dem." Das Buch beginnt mit ihren Gefühlen, als ihr Sohn im Sommer 2013 den Salzburger "Jedermann" spielt und damit in die Fußstapfen seines Großvaters Attila Hörbiger tritt, und endet fast in der Gegenwart, mit ihrem Einspringen in dem aktuellen Palmetshofer-Stück, drei Wochen vor der Premiere.

Das Stück handelt vom Umgang mit einer Schuld in den letzten Kriegstagen und gibt Orth schlussendlich Gelegenheit über den umstrittenen NS-Propagandafilm "Heimkehr" ihrer Eltern ebenso zu sprechen wie über ihr eigenes zivilgesellschaftliches und politisches Engagement. So habe sie etwa selbstverständlich auch gegen Bundespräsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim demonstriert. "Einige Bekannte aus der ÖVP sagten mir damals: 'Nicht so laut, Elisabeth.' Da konnte ich nur sagen: 'Wie demonstriert man leise?'"

Elisabeth Orth: "Aus euch wird nie was. Erinnerungen", aufgezeichnet von Norbert Mayer, Amalthea Verlag, 254 S., 24,95 Euro.
Buchpräsentation heute, 4. Mai, 20 Uhr, im Burgtheater-Kasino.