Schon vor Konzertbeginn geht ein gutes Dutzend mal die Welle durch die ausverkaufte Halle. Wohl eine selbstverordnete Aufwärmrunde für das Publikum, man weiß ja schon vorab: Seit dem gleichnamigen Hit von 1997 ist dieser Titel Programm: "Let Me Entertain You" heißt die Tournee, die Robbie Williams Anfang des Monats in Gang gebracht hat und die ihn nach absolvierter Europa-Rundfahrt heuer noch nach Asien und Australien bringen wird. Motto: Vollservice für Fans. Zwei Tage Pause gönnte sich der Star, der weltweit bisher 77 Millionen Alben verkauft hat, nach seinem letzten Konzert am Samstag in Bratislava.

Entsprechend entspannt und gut gelaunt kommt er Dienstag Abend zum ersten von zwei Konzerten in Linz auf die Bühne - und lässt es vor brechend vollen Haus gleich einmal ordentlich krachen: bombastisch geht's mit "Let Me Entertain You" los, ein wuchtiger "Rock DJ" und "Monsoon" auf der Vorbühne bilden das Eröffnungs-Triple, mit dem das Publikum sofort gewonnen ist. In den folgenden zwei Stunden gibt es nebst so ziemlich allen Eigenbau-Hits des Briten auch einen Querschnitt durch die Populärmusik der letzten Jahrzehnte.

Frack und weiße Handschuhe

Wer sich als Entertainer versteht, darf eben auch in den Gründen anderer Musiker wildern, das hat Williams ja schon mit seinen Swing-Alben klar gemacht. Und weil er gerade kein aktuelles Album zu promoten hat, spielt Williams derzeit halt, was ihm gefällt.

In Linz gibt es daher, gern in Medleys mit seinen eigenen Nummern verpackt, Klassiker wie "Shout" von den Isley Brothers, "We Will Rock You" und "Bohemian Rhapsody" von Queen, Youngster Lordes Superhit "Royals" und eine clowneske Version von Cab Calloways "Minnie the Moocher".

Das alles in schwer wummernde Arrangements verpackt und in der für Robbie Williams seit jeher typischen Flamboyanz: Zwischendurch dürfen es auch Frack und weiße Handschuhe sein, und für die aktuelle Tour hat sich der Sänger die Haare blond gefärbt und die Muskeln tüchtig aufgepumpt. Anfangs hat er Hörner auf, ob vom Stier oder vom Teufel ist nicht ganz klar, aber auch egal, weil der Mann, der sich da auf der Bühne verausgabt, von seinem Publikum sowieso in jeder Inkarnation geliebt wird. Und schon gar, wenn er Hits wie "Come Undone", "Millennium", "Angels" anstimmt. Einen fast privat wirkenden emotionalen Höhepunkt gibt es auch: einen Song für das frisch geschlüpfte Söhnchen Charlie, und dazu ein überraschendes Duett mit seinem Vater Pete,
der formvollendet im Smoking auf die Bühne kommt. Die Stimme des alten Herrn ist anheimelnd brüchig, dafür ist Robbie, das war seinerzeit auch schon einmal anders, vokal in bester Verfassung.

Höchste Punktezahl

Danach wird nochmals voll aufgedreht, alles hat eben Platz in diesen knapp 120 Minuten, Altes und Neues, Gefühl und Getöse, und ein unablässiger Flirt mit dem Publikum sowieso. Das geht von Anfang bis Ende selig mit, winkend und singend. Williams' jüngstes Album "Swings Both Ways" ist übrigens schon bald zwei Jahre alt, aber ein Entertainer wird ja nicht für seine Innovationslust verehrt, sondern für seinen Unterhaltungswert.

Und dafür erhält Williams, der mit seiner Show bekanntlich songcontesthalber von Wien nach Linz ausgewichen ist, einmal mehr die höchste Punktezahl.

UTE BAUMHACKL