Seit 2008 steht der Brite Kenneth Branagh als Kriminalkommissar Kurt Wallander vor der Kamera, den der schwedische Bestsellerautor Henning Mankell erschaffen hat. Derzeit läuft zudem Branaghs Regie-Arbeit „Cinderella“ im Kino, die er für den Disney-Konzern als Realversion des einstigen großen Zeichentrickhits gedreht hat. Im Hessischen Rundfunk läuft heute um 23.35 Uhr die Folge "Kommissar Wallander – Mörder ohne Gesicht".

Sie haben sich als Kurt Wallander ein Fanpublikum im Fernsehen geschaffen. Wie geht es damit weiter?
KENNETH BRANAGH: Eben haben wir die letzten drei von zwölf Geschichten abgedreht. Mehr Wallander-Bücher gibt es leider nicht. „Cinderella“ hatte ich zuvor gemacht – und dabei war ich sechs Monate lang in der Nähe von Schauspielern wie Cate Blanchett oder Stellan Skarsgard. Und das ist das Schöne am Inszenieren: Man kann klauen. Von den beiden habe ich mir einiges abgeschaut, bevor ich wieder Kurt Wallander wurde. Wenn Sie bei Wallander also plötzlich Ähnlichkeiten mit Cate Blanchett entdecken – kein Zufall.
Bei „Cinderella“ lautete der Auftrag des Hauses Disney, das Märchen zu erhalten. Schwierig?
BRANAGH: Es bedeutete den Verzicht auf Zynismus. Aber das war in Ordnung. Ich war nie besessen von der Leidenschaft, unbedingt „Neues“ zu präsentieren. Neu ist natürlich die Technik, die uns heute zur Verfügung steht. Ansonsten zeige ich das Leben einer Patchwork-Familie mit Stiefmutter, was heute ja ganz normal ist.
Bei den Filmkritikern gelten Sie als Shakespeare-Spezialist. Sie waren erst 27, als Sie Rollen wie Heinrich V. spielten. Sehr mutig in diesem Alter?
BRANAGH: Es war eher Ahnungslosigkeit. Nur, wenn man ahnungslos ist, traut man sich das. Mein Vater war ohnehin immer skeptisch. Wenn er ins Theater ging, um mich zu sehen, nahm er stets einen Freund mit und fragte ihn nachher aus: „Glaubst du, hat mein Sohn eine Zukunft?“
Noch ein Blick auf „Cinderella“. Gewiss war es nicht einfach, eine Hauptdarstellerin mit der richtigen Ausstrahlung zu finden?
BRANAGH: Fast alle wie Cate Blanchett waren schon an Bord, nur eine Cinderella hatten wir noch nicht. Auf einmal war Lily James da. Mit ihrer warmen Stimme, ihrem Sinn für Humor, ihrem Charme. Da waren wir alle angetan – und glücklich. Jetzt galt es noch, ihr den richtigen Prinzen an die Seite zu stellen. Da musste die Chemie natürlich stimmen. Da entpuppte sich Richard Madden, bekannt aus der Serie „Game Of Thrones“, als ideal.
Was ist die richtige Chemie?
BRANAGH: Oft nur ein Augenzwinkern. Und sonstige Kleinigkeiten.
INTERVIEW: LUIGI HEINRICH

Branagh mit Lily James und Richard Madden bei der
Branagh mit Lily James und Richard Madden bei der "Cinderella"-Premiere © Joel Ryan/Invision/AP