"Es handelt sich um eine Art Versuchslabor, um die geplante internationale Expansion unseres Zentrums auszuloten", erklärte Pompidou-Direktor Alain Seban der APA am Rande der Feier.

Das Centre Pompidou besitzt eine der größten Kunstsammlungen der Welt. Knapp 75.000 Werke können aus Platzgründen aber nicht im Pariser Kunstzentrum ausgestellt werden. Aus diesem Grunde möchte man demnächst in verschiedenen Ländern Franchise-Museen ins Leben rufen.

Die erste Auslands-Filiale in der südspanischen Mittelmeermetropole Malaga gibt nun mit rund 100 Gemälden, Skulpturen und Videoinstallationen anschaulich einen Eindruck davon, welche Meisterwerke in den Kellern des Pompidous in Paris schlummern. Beeindruckende Selbstporträts von Frida Kahlo, Pablo Picasso und Francis Bacon wechseln sich mit Skulpturen von Max Ernst, Alberto Giacometti, Thomas Schütte und Joan Miro ab. Unter dem Motto "zerfallende Körper" werden in einem Saal Werke von Künstlern wie Pablo Picasso, Antonio Tapies, Willem De Kooning, Jean Dubuffets und Georg Baselitz ausgestellt. Sie umrahmen die knienden "Ghost"-Skulpturen des französisch-algerischen Künstlers Kader Attia.

Von Warhol bis Ono

In einem anderen Saal eint das Thema "Der Mensch ohne Gesicht" unter anderem Marc Chagalls "Dimanche", Alexander Calders "Masken" und Fernand Legers "Femmes dans un interieur" mit Videoinstallationen von Yoko Ono und Gerard Malangas Video-Porträt von Andy Warhol aus dem Jahre 1964.

Die neue Museumsfiliale befindet sich mitten auf der Hafenpromenade Malagas und verteilt sich unterirdisch auf rund 2.000 Quadratmetern. Über dem Museum erhebt sich ein vom französischen Konzeptkünstler Daniel Buren gestalteter, bunter Glaswürfel, weshalb Malagas Pompidou-Filiale auch unter der Bezeichnung "der Würfel" bekannt ist.

Das Centre Pompidou wird zunächst für fünf Jahre in Malaga bleiben und jährlich drei wechselnde temporäre Ausstellungen zeigen. Nach Schätzungen von Pompidou-Direktor Seban werden alleine im ersten Jahr bis zu 250.000 Personen die spanische Museumsfiliale besuchen. Malaga gehört zu den touristisch am meisten wachsenden Städten Spaniens. Vor allem der Kreuzfahrttourismus hat in den vergangenen Jahren enorm zugelegt. Jährlich kommen bis zu zehn Millionen Touristen an die Costa del Sol.

Um vor allem die ausländischen Urlauber von der Costa del Sol nach Malaga zu locken, setzt Bürgermeister Francisco de la Torre bereits seit einigen Jahren durch die Eröffnung neuer Museen und Zweigstellen international renommierten Kunsteinrichtungen auf den Kulturtourismus. So eröffnete bereits am Mittwoch auch das Russische Museum Sankt Petersburg in Malagas alter Tabakfabrik seine erste Europafiliale, deren Werkschau von russischer Ikonenmalerei aus dem 15. Jahrhundert über Russlands Meister aus dem 18. Jahrhundert bis hin zum Sozialistischen Realismus und den bekanntesten Avantgarde-Künstlern wie Chagall, Malewitsch und Kandinsky reicht. 2011 eröffnete auch das weltberühmte Madrider Thyssen-Museum seine erste Zweigstelle in der südspanischen Geburtsstadt Pablo Picassos.