Sie und Ihr Vater, Ernst Ottensamer, sind Soloklarinettisten der Wiener Philharmoniker, Ihr Bruder Andreas hat diese Position bei den Berliner Philharmonikern inne. Kennen Sie weitere Familien, die so stark den Markt beherrschen?

DANIEL OTTENSAMER: Spontan fällt mir keine ein, und beim selben Instrument ist es sicher nicht sehr oft der Fall.

Konkurrieren Sie mit Ihrem um drei Jahre jüngeren Bruder? Er hat bei der Deutschen Grammophon eben sein zweites Soloalbum veröffentlicht, von Ihnen bringt Sony am 17. April die CD "Mein Wien" auf den Markt.

OTTENSAMER: Nein, eine direkte Konkurrenz hat sich nicht ergeben, weil ich schon sehr früh meine Solostelle bekommen habe. Aber wir haben ein Auge aufeinander. Und gemeinsam mit unserem Vater treten wir weiterhin als "The Clarinotts" auf.

Wie kam denn das Programm zustande, das rund um Mozarts Klarinettenkonzert Bearbeitungen von Schubert, Beethoven, Lanner und Josef Strauß gruppiert?

OTTENSAMER: Mein großer Wunsch war, Mozarts Klarinettenkonzert mit dem Mozarteum-Orchester aufzunehmen. Sony wollte offenbar auf die Deutsche Grammophon reagieren und hatte aus vermarktungstechnischen Gründen konkrete Vorstellungen, wie die CD sein sollte. Darauf habe ich mich verlassen.

Warum haben weder Sie noch Ihr Bruder bei Ihrem Vater, sondern beim Steirer Johann Hindler in Wien studiert?

OTTENSAMER: Mein Vater war der Meinung, dass ein geregelter Unterrichtsverlauf und eine normale Klassenstruktur wichtig sind, damit man eben nicht der Sohn, sondern einer der Studenten ist.

Hätte Sie auch ein Engagement bei den Berlinern gereizt?

OTTENSAMER: Mit 18 oder 19 habe ich bei den Berliner Philharmonikern mein erstes Probespiel gemacht - und bin knapp Zweiter geworden. Im Nachhinein betrachtet, bin ich froh darüber.

Wie gewichten Sie Ihre Auftritte abseits der Philharmoniker?

OTTENSAMER: Die Balance ist wichtig für mich. Ich trete gerne als Solist auf und habe dazu momentan schöne Möglichkeiten, aber die Kammermusik liegt mir eben so am Herzen wie auch die Projekte mit den Philharmonics.

In Graz konzertieren Sie beim Psalm-Festival. Sind Chouchane und Astrig Siranossian häufig Ihre Kammermusikpartnerinnen?

OTTENSAMER: Nein, wir treten in Graz erstmals gemeinsam auf.

Gibt es auch beim Programm persönliche Premieren für Sie?

OTTENSAMER: Olivier Messiaens "Quatuor pour la fin du temps" gehört zur Standardliteratur, das habe ich schon einige Male gespielt. Die Triofassung von Igor Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" und Aram Khatschaturjans Klaviertrio sind neu in meinem Repertoire - deshalb freue ich mich besonders auf das Grazer Konzert.

INTERVIEW: ERNST NAREDI-RAINER