Vorige Woche luden ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Fernsehdirektorin Kathrin Zechner zu einer Feierstunde mit Ansprachen, Trailer, Würstel und Bier. Anlass der Festivität: Sowohl "Thema" als auch "Am Schauplatz" feierten ihr zwanzigjähriges Bestehen. Am 7. März 1995 ging die erste "Am Schauplatz"-Ausgabe mit dem Titel "Der Hausherr" auf Sendung. Peter Resetarits interviewte damals einen Immobilienspekulanten, der sich für die Sendung in ein protziges Luxusauto zwängte, um Rede und Antwort zu stehen. Kaum war der Beitrag im Kasten und die Reportage fast auf Sendung, tauchte der gute Mann unter. Einige Zeit später ließ er sich wieder blicken, doch da klickten die Handschellen.

Von Nachbarschaftsstreit bis Verbrechen

Zu jeder Erfolgssendung gibt’s eine Gründungslegende. Bei "Am Schauplatz" geht diese so: Die zwei jungen ORF-Journalisten Christian Schüller, damals gerade von seinem langjährigen Korrespontendenjob in Moskau nach Wien zurückgekehrt und Peter Resetarits, ehemaliger "Ohne Maulkorb"-Moderator und nunmehriger Zuarbeiter beim "Inlandsreport", überzeugten den damaligen ORF-Generalintendanten Gerhard Zeiler, dass es dringend ein Format für Sozialreportagen brauche. Nicht als Dauereinrichtung, weil "spätestens nach zwei Jahren gehen uns die Themen aus" waren die beiden überzeugt.
Heute reicht die Sendungsthemenpalette von der Sozialstory bis hin zu Kriminalität, pendelnd zwischen Nachbarschaftsstreit und organisiertem Verbrechen. Und muss gelegentlich als Ideengeber der Konkurrenz herhalten. Anno 1999 berichtete Peter Liska in "Herz und Hof" über die Schwierigkeiten von Bauern, Lebenspartnerinnen zu finden. Einige Zeit später lancierte ATV "Bauer sucht Frau".

Seit "Am Schauplatz" auf den (jetzt auch nicht mehr so) neuen Sendungsplatz am Donnerstag um 21.05 Uhr verlegt wurde, ging’s quotentechnisch noch einmal nach oben: Sendungsschnitt im Vorjahr: 521.000 Zuschauer. Und die Beliebtheitskurve zeigt im jungen Jahr 2015 noch steiler bergauf: über 600.000 im Schnitt pro Sendung. Einen Erfolgsverdacht, den Sendungsmiterfinder Schüller hegt: "Das Leben ist spannender als Drehbücher."

ORF-Magazinchefin Waltraud Langer begab sich fürs Geburtstagsmenü in die Alchemistenküche und entdeckte dort beim Häferlgucken "Neues Gold des Fernsehens". Begründung: "Originäre Geschichten um wenig Geld." Sprich: aufwendige Doku-Themen zum billigen Reportagenbudget. Langer, resümierend: "Wir sind echte Bringer."