Die Auszeichnung ist mit 11.000 Euro und ehrenvoller Arbeit verbunden - einer Lesereise durch die im Netzwerk zusammengeschlossenen Literaturhäuser. Zwischen 13. April und 1. Juni wird Mahler daher in Leipzig, Berlin, Rostock, Hamburg, Salzburg, Graz, Stuttgart, Zürich, Basel und Köln lesen.

Da trifft es sich, dass sich der Minimalist, der sich mit Büchern und Kurz-Trickfilmen wie "Flaschko" ein Fanpublikum erzeichnet hat, das mit seinen bei Suhrkamp erschienenen Literaturadaptionen ("Alte Meister", "Alice in Sussex", "Der Mann ohne Eigenschaften", "Lulu und das schwarze Quadrat") stark gewachsen ist, rechtzeitig einen "dachbodenfund" gemacht hat. So heißt nämlich sein soeben im Luftschacht Verlag erschienener Lyrikband.

Dass der 1969 geborene Künstler seine zwischen Subversion und Reduktion angesiedelte Verdichtungs-Methode nicht nur zeichnerisch, sondern auch dichterisch gewinnbringend anzuwenden versteht, hat Mahler u.a. bereits beim "Längen und Kürzen", dem 2009 erschienenen Band eins seines schriftstellerischen Gesamtwerks, bewiesen. Diesmal bedient er sich bei den Beschreibungen alter Spielzeugauktionskataloge und montiert daraus skurrile Gedichte, denen die eine oder andere rot-schwarze Zeichnung beigegeben ist.

Da es sich bei den angebotenen Spielwaren fast durchwegs um alte Stücke handelt, die Beschädigungen aufweisen, eröffnet sich gleichzeitig eine Schreckenskammer, in der Vergänglichkeit und Verlust, Deformiertheit und Beeinträchtigung höchst präsent sind - nicht nur im titelgebenden Achtzeiler über den "bär mit matrosenanzug": "45 cm // gelb / buckel // fehler / an den fußsohlen // ein wenig / eingestaubt // dachbodenfund".

Am 15. März (10.45 Uhr) ist Nicolas Mahler auf 3sat außerdem Star eines launigen Road-Movies. Für "Big in Japan - Ein Zeichner im Land der Zeichen" hat Nico Weber den Künstler auf einer zehntägigen Reise begleitet und zeigt, wie die Japaner auf den groß gewachsenen Österreicher reagieren, der als erster deutschsprachiger Künstler eingeladen wurde, im Manga-Museum in Kyoto auszustellen. Den Abenteuern Mahlers im Land der Mangas ist eine gewisse Komik nicht abzusprechen. Ein "wunderkind" findet sich übrigens auch in seinem Gedichtband: "absolut / selten // geschnitzte / pagenfrisur // etwas / verzogen // fein ausgeformter / körper / mit speckringen // müsste möglicherweise / einmal gereinigt werden".