Eine "schlechte berufliche Phase" führt Simon Brenner in der Verfilmung von Wolf Haas' Krimi "Das ewige Leben" zurück nach Graz. Eine gute Phase hat Josef Hader, der zum vierten Mal in die Rolle des Detektivs schlüpft - und wegen diverser Filmprojekte keine Zeit hat, ein neues Kabarettprogramm zu schreiben. Dabei "sollte ich das schon längst machen", so der 52-Jährige.

Wie schon bei "Komm, süßer Tod" (2000), "Silentium" (2004) und "Der Knochenmann" (2009) hat der Schauspieler und Kabarettist gemeinsam mit Romanautor Haas und Regisseur Wolfgang Murnberger das Drehbuch geschrieben. "Wir verstehen uns nach wie vor und sind nicht zerstritten", sagt Hader im Gespräch mit der APA. "Eine gemähte Wiese" sei das Unterfangen auch beim vierten Mal nicht. "Man hat natürlich eine gewisse Basis, auf der man aufbaut, aber als Autoren versuchen wir immer, die Figur vor neue Herausforderungen zu stellen", meint der Oberösterreicher, für den auch die Darstellung des Brenners "immer wieder ein neues Kennenlernen" ist.

Alte Freunde

In "Das ewige Leben" kehrt der Brenner in die Stadt seiner Jugend zurück und trifft auf ehemalige Freunde - gespielt von Tobias Moretti und Roland Düringer -, mit denen er eine Jugendsünde aus ihren gemeinsamen Tagen an der Polizeischule teilt. Im Zuge dessen kommt es zu gleich mehreren Toten und einem fatalen Kopfschuss, der Brenner seinen eigenen Mörder suchen lässt.

Vom 2003 erschienenen Roman haben sich die drei Autoren stellenweise signifikant entfernt, gesellschaftspolitische Themen wie "die rechte politische Bewegung in Graz und die Bettler-Problematik" werden im Film ganz ausgespart. "Das lauwarme, kurzfristige Ansprechen von sozialkritischen Themen kennt man eigentlich aus fast jedem 'Tatort', das wollten wir ganz bewusst nicht machen", erläutert Hader. "Entweder man macht einen Film über ein sozialkritisches Thema, oder man lässt es bleiben. Wir finden, dass Kino sich auf etwas Wesentliches konzentrieren soll und nicht alles ein bisschen erzählen. Das Fernsehen hat vielleicht andere Gesetze."

Im Kern sei der Film vielmehr "eine Reise in die Vergangenheit dorthin, wo man aufgewachsen ist". "Er erzählt, dass die Vergangenheit oft genauso ein dunkles Mysterium ist wie die Zukunft, wo man vieles nicht mehr weiß, oder bewusst verdrängt hat", so Hader, "und von diesen sehr brüchigen Jugendfreundschaften, wenn ältere Männer dastehen und sehen, dass nichts von Dauer ist, auch Beziehungen. Und dass die jüngeren Jahre auch nicht die Zeit waren, wo man immer gewonnen hat, und wo man immer alles richtig gemacht hat. Vielleicht nehmen die Figuren jetzt, in ihrer Unvereinbarkeit, eine authentischere Haltung ein als als Jugendliche, wo sie in der Peer Group einfach so mitgeschwommen sind mit der Hauptrichtung", meint Hader.

Blaues Moped

Hader selbst hat seine Kindheit und Jugend "aufgeteilt" an drei Orten verbracht: im niederösterreichischen Nöchling auf dem Bauernhof der Eltern, im Stiftsgymnasium in Melk und - ab 18 Jahren - in Wien. "Jeder dieser drei Orte löst spezielle Dinge aus", so Hader, "und es ist immer durchwachsen." Eine Jugenderinnerung teilt er jedenfalls mit dem Brenner: das klapprige, blaue Moped, auf dem sich die Filmfigur u.a. eine Tunnel-Verfolgungsjagd mit Tobias Moretti liefert. "Auf genau so einem Moped bin ich in meiner Jugend auch gefahren. Schon als es noch nicht erlaubt war, und später dann zum Zivildienst von Nöchling bis Blindenmarkt, so eine Strecke von 40 km, für die man auf der Bundesstraße eine Stunde braucht, von daher war ich ganz gut eingefahren."

Mit Maria Hofstätter ist Josef Hader, der zunehmend  als ernst zu nehmender Schauspieler Anerkennung findet, in der Oberösterreich-Ausgabe der ORF-Landkrimis zu sehen. In "Der Tote am Teich" geht Hader nun als frühpensionierter Polizist der von Hofstätter gespielten Kommissarin zur Hand; im Februar begannen die Dreharbeiten  im Mühlviertel. "Diese Landschaft an der tschechischen Grenze, diese Wälder, die sanften Hügel, das hat eine ganz eigene Atmosphäre", schwärmt Hader. "Filme, die nicht angebunden sind an eine Region, sind meist auch nicht interessant und erzählen dem Rest der Welt nicht viel. Ich bin ein großer Vertreter der Regionalität im Film."

Welche Regionen Hader wiederum in seinem ersten eigenen Kinofilm als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller neben Hauptschauplatz Wien abdeckt, will er nicht verraten. "Über ungelegte Eier will man nicht gackern", sagt er. Nur so viel: "Die wilde Maus" ist der Arbeitstitel seines Drehbuchs, an dem er "schon länger" schreibt und für das er vom Filmfonds Wien im November bereits Projektentwicklungsförderung erhalten hat. In der Tragikomödie verkörpert Hader einen Musikkritiker, der nach seiner Kündigung auf Rache sinnt und eine neue Karriere als Betreiber einer Achterbahn im Wiener Prater anstrebt.

Lotterie

Nicht der Reiz, selbst einmal Regie zu führen, sondern die Geschichte treibt ihn dabei hinter die Kamera. "Es gibt Ideen, die so speziell sind, dass man das Gefühl hat, sie sind so bei einem, dass man es komisch finden würde, wenn wer anderer Regie führt", erklärt Hader, der gerne im Herbst 2015 mit den Dreharbeiten starten würde. Im Frühjahr entscheide sich, "ob wir das Geld bekommen". "Das ist ein bisschen Lotterie ", so Hader, der die knappen Fördermittel auf den Erfolg des österreichischen Films zurückführt.

"Dadurch wird so viel Geld weggegeben an sogenannten Referenzmitteln an Filmfirmen, die erfolgreiche Dinge gemacht haben, dass für neue Projekte zu wenig da ist", meint Hader. "Die Politik sagt immer, dass der österreichische Film so viel Erfolg hat und sonnt sich gerne darin, aber man ist nicht bereit, da mehr Geld reinzustecken." Dabei hätte ebendieser eine höhere Außenwirkung als diverse Kulturinstitutionen in Wien, "die sehr luxuriös gefördert sind". "Diese Leistung des österreichischen Films, dass ein Land sich Europa und der Welt erzählt, wird von der Politik zu wenig wahrgenommen."

Unter die Wahrnehmungsgrenze wird Hader selbst so bald nicht kommen, plant er doch auch u.a. Projekte mit Helmut Dietl sowie Maria Schrader und tritt weiterhin mit einer adaptierten Version seines Best-Of-Programms "Hader spielt Hader" auf. Ein Nachfolger seines Kabarettprogramms "Hader muss weg" (2004) aber ist überfällig. "Wenn mein Film nichts wird, gibt's 2015 ein neues Programm", verspricht Hader. "Wenn mein Film was wird, gibt's ein neues Programm später."