Die Pastorentochter aus Kalifornien ist aktuell mit der "The Prismatic World Tour" unterwegs und nun hat bereits 115 Stopps absolviert. Entsprechend musste sich niemand unter den rund 13.500 Fans wegen allfälliger negativer Überraschungen Sorgen machen: Diese zweistündige Hitmaschine war bestens geölt und lief wie am Schnürchen. Schon der Opener "Roar" vom aktuellen Album "Prism" (2013) ließ wenige Wünsche in Sachen Lautstärke, auffälliger Farbgebung oder Lichteffekte offen. Während Perry aus einer Pyramide entstieg, durfte im Hintergrund der digitale Löwe brüllen - und seine Chefin tat es ihm gleich.

Insgesamt war der Abend in sechs thematische, nur lose zusammenhängende Bereiche geteilt: Während zu Beginn eine kunterbunte Ästhetik dominierte, wechselte man im zweiten Teil ins alte Ägypten. Zum "Dark Horse" trat Perry auf einem überdimensionalen Pferd in das antike Bühnensetting, während die siebenköpfige Band sich in Spiellaune zeigte und es an tänzerischer Begleitung nicht mangelte. Wirklich laut - nämlich im Publikum - wurde es dann bei einer tief in den Industrial verfrachteten Version von "I Kissed A Girl", jenem Song, der für Perry 2008 den Durchbruch markierte.

Dass sich die Sängerin seitdem zwar stetig Neuem zugewandt, meist aber auf recht ähnliche Formeln zurückgegriffen hat, musste man mit Fortdauer des Konzerts etwas zähneknirschend zur Kenntnis nehmen. Songs wie "Teenage Dream", "E.T." oder "Walking On Air" haben zwar durchaus ihren Reiz, gelingen in der gänzlich auf pumpende Beats setzenden Live-Umsetzung bisweilen aber etwas monoton. Dafür gab es reichlich optische Abwechslung, erhob sich Perry doch gleich zwei Mal (an Seilen befestigt) in die Lüfte und segelte über ihre Anhänger hinweg. Kurzzeitig wurde man auch nach Kittywood entführt, wo die Protagonisten in Katzenkostümen über die weit in die Halle reichende Bühne tänzelten, während "Hot N Cold" in einer Jazzadaption zu gefallen wusste.

Aber es geht auch ohne Hilfsmittel: Im akustischen Mittelteil griff Perry bei "The One That Got Away" selbst zur Gitarre und wurde bei "By The Grace Of God" nur von einem Klavier begleitet. In beiden Fällen machte sie deutlich, dass sie das optische wie akustische Brimborium eigentlich gar nicht benötigen würde. Im reduzierten Country-Folk-Kleid machte die US-Amerikanerin eine gute Figur. Aber man kennt ihre Vorliebe: "Ich musste nur schnell in etwas wirklich Glitzerndes wechseln", hatte sie kurz zuvor angemerkt - und stand in einem funkelnden Schmetterlingskleid vor ihren jubelnden Anhängern.

Da ihr diese ohnehin an den Lippen hingen, wagte sich Perry glücklicherweise immer wieder in etwas abseitige Gefilde. Dem Glatten und Polierten, das ihr mitunter vorgeworfen wird, fügte sie dabei einen Schuss Ironie, Sexyness oder Schlagfertigkeit hinzu. "Das ist meine Hand, beißt sie nicht ab!", ermahnte sie etwa jene Fans, die sich im vordersten Bereich kurzzeitig um ihr Mikrofon stritten. Oder erwiderte auf die Frage eines auf die Bühne geholten Burschen, ob er ein Autogramm haben könnte: "Was willst du noch? Eine Niere, eine Leber, eine Bluttransfusion?" Die Entertainerqualitäten sind Perry beileibe nicht abzusprechen.

Aber am Ende regierte dann doch wieder der zuckersüße Bombast: Bei "Birthday" wurde eine Besucherin auf eine riesige Geburtstagstorte gehievt - während Perry wiedermal durch die Halle segelte -, die "California Gurls" wurden zum Zitate-Reigen der Generation Smartphone und das obligatorische "Fireworks" als Zugabe wurde seinem Namen natürlich gerecht. Jetzt ließe sich vielleicht sagen: Überbordender Genuss dieser Sorte kann Karies verursachen. Aber im Falle von Katy Perry sollte man einen verärgerten Zahnarzt ausnahmsweise riskieren.

(S E R V I C E - )