Der prominenteste Fan der US-Politserie "House of Cards" rund um die Machtspiele im Weißen Haus wohnt in selbigem: Barack Obama. Als 2014 die zweite Staffel online ging, erbat sich der US-Präsident via Twitter ihm bloß nichts von der Handlung vorab zu verraten. Heuer war der Demokrat in Sachen Auftakt sehr still. Womöglich hat Obama diesmal von Netflix exklusive Vorabkopien erhalten und hält sich an seinen eigenen Wunsch aus dem Vorjahr: Bloß nicht spoilern.

Ab heute dürfen auch alle anderen dem "Binge Watching" frönen, sprich mehrere Episoden am Stück konsumieren, denn Netflix stellt alle 13 Folgen der dritten Staffel von "House of Cards" online. In Österreich ist der Anbieter zwar seit Herbst auch am Markt, die Rechte an seiner populärsten Eigenproduktion trat Netflix jedoch bereits 2013 an Sky ab. Dort läuft der nervenaufreibende und vielschichtige Politthriller heute online im Originalton bei Sky Go. Klassisch via Fernsehen sowie auf Deutsch sind Kevin Spacey und Robin Wright ab 13. März bei Sky Atlantic HD zu sehen. Der ORF plant die Ausstrahlung "voraussichtlich 2015".

Viele erwarten sich von der neuen Staffel, dass es mit dem unaufhaltsamen Aufstieg von Frank Underwood (Kevin Spacey) alsbald ein Ende haben wird. Kaltblütig und berechnend stieg der Demokrat erst vom Kongressabgeordneten zum Vize-Präsidenten auf, ehe er am Ende von Staffel zwei selbst als Mr. President vereidigt wurde. Sollte Underwood also nicht Papst werden, droht ihm eher zeitnah der Fall. Genug Leichen im Keller hat der raffinierte, intrigante und machtgeile Politiker: Unter anderem eben auch zwei Morde. An seiner Seite: Claire Underwood – moralisch vom gleichen Schlag und von Robin Wright ebenso brillant gespielt. Über den Inhalt verrät Sky vorab nur so viel: Als Präsident der USA ist Frank Underwood nun der vielleicht mächtigste Mann der Welt, er hat aber an mehreren Fronten mit Problemen zu kämpfen: Seine Popularität ist auf ein Rekordtief gesunken, seine Politik wird von der Opposition im Kongress torpediert und seine machthungrige Gattin Claire stellt Forderungen, die ihn noch mehr in die Bredouille bringen. Zudem droht ihm jemand, brisante Details aus seiner Vergangenheit ans Licht zu bringen. Regie führten nach dem Rückzug von David Fincher, der seit Staffel 2 nur noch als Produzent auftritt, etwa John David Coles, Carl Franklin und James Foley.

Die Underwoods Kevin Spacey und Robin Wright
Die Underwoods Kevin Spacey und Robin Wright © SKY

"House of Cards" ist durch seinen riesigen Cast, die vielen Handlungsstränge und die genauen Einblicke in die US-Politik zwar nicht unkompliziert, es hält seine Fans aber durch Spannung, raffinierten Kniffen sowie auffallend guten Schauspielern durchgehend bei der Stange. Zudem hat die Authentizität eine durchaus lehrreiche Wirkung. "Als Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus hat Frank Underwood viele Deals ausgehandelt, um für bestimmte Gesetze genügend Stimmen zu bekommen - so funktioniert das tatsächlich in der US-Politik", lobt die amerikanische Politikwissenschaftlerin Wendy Schiller gegenüber Spiegel Online die realistischen Seiten in der Serie. Doch natürlich neigt ein fiktionales Format stets zur Übertreibung: "Ich glaube, es wäre in der Realität schwer, den Vizepräsidenten und schließlich auch den Präsidenten mit fingierten Skandalen aus dem Amt zu jagen, um dann selbst nachrücken zu können. In Wahrheit wären einem wohl die Medien auf die Schliche gekommen", sagt Schiller.

Finstere Miene, dunkle Seele: Kevin Spacey als Underwood
Finstere Miene, dunkle Seele: Kevin Spacey als Underwood © SKY

Im Free TV war das von der Kritik hymnisch gefeierte und mehrfach ausgezeichnete "House of Cards" in Deutschland und Österreich hingegen kein großer Erfolg. Was aber wohl vor allem an der späten Ausstrahlung gelegen hat. Sat 1 zeigte Staffel eins erst um 23.15 Uhr und brachte es nach schlechten Quoten sogar vorzeitig zu Ende. In ORF eins waren die Folgen sonntags auch nur 30 Minuten früher zu sehen. Die damalige Begründung? Der ORF hält "House of Cards" für "eine Kritikerserie", die - auch aufgrund der nicht unkomplexen Thematik - etwa sonntags zur Primetime den Quotenvorgaben nicht entsprechen würde. Auch heuer gibt es keine Anzeichen dafür, dass der ORF die Serie zu einer publikumsfreundlicheren Zeit ausstrahlen wird. Vielleicht wäre eine Verlegung in die Primetime von ORF III ein denkmöglicher Schritt? Das machte der Sender bereits mit dem dänischen Hit "Borgen".

"House of Cards" auf der Leinwand spielt es nächste Woche in Graz: Im Rahmen einer "Sky Night" sind die ersten beiden Folgen der neuen Staffel am 4. März um 20 Uhr im Grazer KIZ RoyalKino zu sehen. Karten dafür werden unter https://www.facebook.com/Skynightevent verlost