Die Entscheidung ist gefallen: Die Finalteilnehmer der neunten Staffel der RTL-Show "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" stehen fest. In der Sendung vom Freitagabend wählte das Publikum den Ex-"Germany's Next Topmodel"-Juror Rolf Scheider (58) aus dem Dschungelcamp. Im Rennen um den Titel "Dschungelkönig" verbleiben damit die frühere "Glücksrad"-Buchstabenfee Maren Gilzer (54), Casting-Sternchen Tanja Tischewitsch (25) und Soap-Darsteller Jörn Schlönvoigt (28). Eine ernste Analyse einer einst lustigen Show:

Das Prinzip der nicht immer geschmackssicheren RTL-Show ist seit 2004 unverändert. Promis, deren Glanz längst verblasst ist oder gar nie zum Vorschein kam, lassen sich in den australischen Urwald sperren, wo sie 24 Stunden von Kameras beobachtet werden. Dort sorgen nicht nur abstruse Ekelprüfungen für Zündstoff, sondern insbesondere Reibungspunkte der Kandidaten untereinander. Am Ende wählt das Publikum seinen Liebling zum Dschungelkönig. Acht Staffeln lang fühlten sich Fans stets prächtig unterhalten. In der neunten Auflage, die heute Abend bei RTL ab 22.15 Uhr zu Ende geht, führte zwei Wochen lang die Langeweile Regie. Warum ging das Erfolgsrezept diesmal nicht auf?

Harmoniebedarf. Die Ruhe im Camp lag nicht an der Unprominenz seiner Bewohner – das störte Fans noch nie –, sondern an ihrer Ferienlaune. Bis auf Walter Freiwald nützten die Kandidaten ihre zwei Wochen, um sich auszuschlafen, zu bräunen und jeglichen Konfliktsituationen aus dem Weg zu gehen. Über verhaltenskreative Konkurrenten wurde zwar heimlich gelästert, Streit ging man aber weitestgehend aus dem Weg. Das mag für Mitwirkende nervenschonend sein, hat aber null Unterhaltungswert.

Tagelang teilnahmslos: Benjamin Boyce
Tagelang teilnahmslos: Benjamin Boyce © RTL



Lethargie. Noch nie wurden bei Dschungelprüfungen weniger Sterne (entspricht Punkten) ergattert als diesmal. Waren Versagen und/oder Lustlosigkeit für gewöhnlich immer Garanten für Eskalation, stieß diese Luschenmentalität gruppenintern stets auf Verständnis und Solidarität. Als etwa Freiwald und Angelina Heger keine Kakerlaken essen wollten, applaudierten ihnen die Mitbewerber sogar. 

Lustlose Prüflinge: Angelina Heger und Walter Freiwald
Lustlose Prüflinge: Angelina Heger und Walter Freiwald © RTL



Trost. Die Rolle der übellaunigen Zicke hatte diesmal Heger inne, die schon ab Tag zwei Heimweh hatte. Auch hier zeigte sich der Rest einfühlsam und hegte keinerlei Groll gegen die 22-Jährige, die nach einer Woche entnervt aufgab und sich somit etwaigem aufkeimenden Ärger entzog. 

Von Heimweh geplagt: Angelina Heger
Von Heimweh geplagt: Angelina Heger © RTL



Konfliktscheu. Walter Freiwald legte sich fast mit jedem im Camp an, der kein junges Mädchen war, doch gingen seine teils untergriffigen Attacken ins Leere, da niemand die Nerven verlor, keiner dem 60-Jährigen die Stirn bot. Missverständnis. Freiwald hat mit seiner maßlosen Selbstüberschätzung ("Ich werde Dschungelkönig") und seinen ambivalenten Launen das Publikum so verstört, dass es ihn schon am Mittwoch abwählte. Der Sendung fehlt seither ihr einziger polarisierender Unruheherd.

Nur er polarisierte: Walter Freiwald
Nur er polarisierte: Walter Freiwald © RTL

Taktik. Wer für Wirbel sorgt, kommt weit. Aber wer sich anpasst, brav sowie frei von Ecken und Kanten ist, wird Dschungelkönig (siehe Melanie Müller, Joey Heindle, Peer Kusmagk). Diesen Trumpf spielten diesmal zehn von elf Campern aus.

Lieb sein war Trumpf: Rolfe Scheider und Tanja Tischewitsch
Lieb sein war Trumpf: Rolfe Scheider und Tanja Tischewitsch © RTL