Damit dürfte sich das Publikum letztendlich keinen Gefallen getan haben. Mittwochnacht wählten die RTL-Zuseher just jenen Kandidaten aus dem Dschungelcamp, der in der bislang ereignislosesten Staffel  seit Jahren für die wenigen Aufreger gesorgt hatte: Walter Freiwald. Der Sender verliert somit nicht nur den einzigen Reibebaum im Urwald, sondern auch den Hauptgrund die neunte Staffel von "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" noch einzuschalten. Um die Krone, die am Samstag verliehen wird, wetteifern nun fünf weitgehend angepasste Langweiler.

Streitbar, aber sehenswert: Walter Freiwald
Streitbar, aber sehenswert: Walter Freiwald © RTL

Aber die Fans hatten die Nase von Freiwalds Launen offenbar voll. Der 60-Jährige schwankte seit dem Einzug am 16. Jänner stets zwischen "Krawall-ter",  und rührendem älteren Herren. Im Camp ätzte er auf teils fragwürdigem Niveau gegen jeden seiner Mitstreiter und  wetterte gegen ehe- sowie niemalige Arbeitgeber. Beharrlich behauptete der arbeitslose Teleshopping-Moderator etwa, dass ihm das ZDF "Wetten, dass ..?" (vergeblich) angeboten habe. Das ging gestern selbst dem Mainzer Sender zu weit. Auf Twitter verkündete das ZDF: "Lieber Walter, wir möchten deine Lebensleistung ja nicht schmälern, aber ein ,Wetten, dass ..?'-Angebot haben wir dir nicht gemacht." Seine pausenlose Selbstüberschätzung zwischen "Ich werde Dschungelkönig" und die Annahme, er werde der nächste Günther Jauch, gipfelte am Mittwoch in seinem Satz: "Die Wahrheit bin ich." Doch Freiwald hatte auch sympathische Momente. Etwa als er sich händeringend um einen neuen Job in der Heimat bewarb oder immer wieder unter Tränen seine Ehefrau vermisste. Die Performance des streitbaren Entertainers mag zu einem guten Stück berechnend gewesen sein, aber er hatte das Spiel Dschungelcamp als einziger Teilnehmer begriffen: Wer polarisiert, zieht ins Finale ein. Die Taktik war stets ein Erfolgsrezept - bis gestern.

Das Publikum darf nun einen der regungsarmen Stimmungskiller krönen: Aurelio Savina oder Jörn Schlönvoigt, die sich beide darin spannungsarm duellieren, wer beim Liegen in der Hängematte die bessere Figur macht. Tanja Tischewitsch, Königin im Verzapfen von spätpubertären Belanglosigkeiten und Präsentieren ihrer Oberweite. Rolfe Schneider, der nette und tollpatschige Mode-Onkel von nebenan oder die überkorrekte Maren Gilzer, einstmals Buchstaben-Fee aus dem "Glücksrad". Staffel neun von "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" ist bislang zum Vergessen und wird just aus diesem Grund unvergesslich bleiben ...

Etwas bieder, aber stets beliebter: Maren Gilzer
Etwas bieder, aber stets beliebter: Maren Gilzer © RTL