Vollkommen mühelos meisterte Bernd Glemser, kraftvoll den orchestralen Wogen trotzend, die hohen technischen Hürden des ersten Klavierkonzerts von Johannes Brahms. Gemeinsam mit Heinrich Schiff am Pult des recreation-Orchesters machte sich der virtuose deutsche Pianist am Montag (und Dienstag) im Stephaniensaal daran, mit jugendlich-stürmischem Elan die Emphase des jungen Brahms zutage zu fördern. Mit rekordverdächtig zügigen Tempi eilten sie durch die Partitur, schürten die düstere Dramatik des Kopfsatzes und unterstrichen den grimmigen Humor im Finale. Ihr rasches Zeitmaß für das Adagio ließ dieses nicht als feierliches Requiem für Robert Schumann erscheinen, sondern, wie Brahms das in einem Brief angekündigt hatte, als zart gemaltes "sanftes Porträt" von dessen Gattin Clara.


Mit den diesmal noch temperamentvoller musizierten "Rumänischen Volkstänzen" von Béla Bartók griff Schiff vor der Pause auf einen Programmteil seines letzten Grazer Konzerts zurück. Joseph Haydns Sinfonie Nr. 31 ("Hornsignal") musizierte das recreation-Orchester, mit allen Wiederholungen, munter, durchsichtig und detailgenau.

ERNST NAREDI-RAINER