"Die ständige Einladung an Panahi, der vor vier Jahren Jurymitglied war und nicht ausreisen durfte, steht. Ich lade Panahi solange ein, bis er kommen kann", so Kosslick (66). "Die Berlinale kämpft seit ihrer Gründung im Jahr 1951 um die Freiheit von Kunst und Meinungsfreiheit und setzt sich für Völkerverständigung ein." Er habe das Gefühl, "dass sich mit dem neuen iranischen Präsidenten etwas zum Guten wenden könnte. Die Berlinale will auch dazu beitragen."

Panahi war wegen seiner Kritik an der iranischen Regierung im Dezember 2010 zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Berufs- und Ausreiseverbot verurteilt worden - das Urteil wurde jedoch nicht vollständig vollstreckt. Für den heimlich gedrehten Film "Geschlossener Vorhang" erhielt er 2013 den Silbernen Bären für das beste Drehbuch. Dass Panahi überhaupt einen neuen Film drehten konnte, liegt laut Kosslick daran, dass er Arbeitsverbot, aber kein Hausverbot habe. "Er kann sich frei bewegen. Und so hat er sich frei bewegt und fuhr mit dem Taxi durch Teheran."

Das konservative Kulturinstitut Aviny hatte zuletzt auf seinem Webportal Kritik an der "übertriebenen" Aufmerksamkeit für Panahi geäußert. "Die Berlinale gehörte mal zu den drei wichtigsten Filmfestspielen der Welt, verfolgt aber in den letzten Jahren mehr politische Ziele", hieß es.