Das Stück selbst ist ja - offen gesagt - ein ziemlicher Schmus und erfüllt so ziemlich alle kleinbürgerlichen Klischeevorstellungen vom faszinierenden Künstlerdasein mit seinen verruchten Facetten, als da wären Frauen, Spiel, Alkohol und wieder Frauen, zuletzt hält opfervoller Verzicht zugunsten der asketischen Kunst Einzug. Die Musik geht aber unleugbar zu Gemüt, und Evergreens wie "Gern hab ich die Frau'n geküsst", "Liebe, du Himmel auf Erden" und "Niemand liebt dich so wie ich" verfehlen ihre Wirkung auch in Baden nicht, wo Oliver Ostermann das kurstädtische Orchester leitet.

Isabella Gregor versteht es meisterlich, die hanebüchene Handlung derart einfallsreich zu vitalisieren, dass es kaum Durchhänger gibt. Da stürzt gleich zu Beginn der Impresario Bartucci (Reinhold G. Moritz) aus dem Zuschauerraum auf die Bühne, um dort loszuschwadronieren, was das Zeug hält, und die mediterran-pannonische Energie reicht beinahe bis zum Schluss. In der Titelrolle - die Lehár einst Richard Tauber auf den Leib und vor allem die Stimme schneiderte - bemüht sich Jevgenij Taruntsov nach Kräften. Monika Rebholz ist eine sympathische Fürstin, Andreas Sauerzapf als schräger Marchese Pimpinelli erweist sich einmal mehr als musikalischer Komödiant erster Güte.

Das Bühnenbild von Walter Vogelweider ist pittoresk bis zum kitschigen Abendrot, die Kostüme von Antoaneta Stereva scheinen wie aus dem Bilderbuch geschnitten, allein die hübsche, aber recht konventionelle Choreografie (Mandy Garbrecht) hält mit der schmissigen Regie nicht ganz mit. Wer sich an behutsam vitalisierter Operette und schönen herzergreifenden Melodien erfreut, ist diesmal in Baden am rechten Platz.