Die Salzburger Mozartwoche 2015 ist gestern Abend mit dem französischen Pferdeballett zu Mozarts "Davide penitente" fulminant gestartet, und heute, Freitag, hat die Stiftung Mozarteum ihr Programm für 2016 veröffentlicht. Nach drei "szenische Jahren" gibt es 2016 ein zentrales Konzert-Experiment: Die Händeloper "Acis und Galatea" wird den Bearbeitungen von Mozart und Mendelssohn gegenübergestellt.

Der Abend mit dieser "Acis und Galatea"-Trilogie wird lang und beginnt mit Mozart, wie Dirigent Marc Minkowski, zusammen mit Matthias Schulz künstlerischer Leiter dieses Traditionsfestivals, erläuterte: "Ich glaube, so ist der Kontrast am eindrucksvollsten. Die schlanke, besonders klein besetzte Originalversion von Händel in der Mitte und zum Abschluss die hochromantische, fast bombastische Bearbeitung von Mendelssohn, in die jede Menge großer Klang mit Pauken und Trompeten eingearbeitet ist", so Minkowski, der dieser Oper "emotional besonders prägende Eindrücke" als ganz junger Musiker verdankt.

Zentrale Komponisten

Felix Mendelssohn Bartholdy ist neben Mozart der zentrale Komponist des Festivals 2016. Alle fünf großen Symphonien werden gegeben, dazu noch die besonderen Streichersymphonien, die "Lieder ohne Worte", Kammermusik, Kantaten, Instrumentalkonzerte, Konzertouvertüren und Oratorien. Künstler und Ensembles wie Nikolaus Harnoncourt, Mark Minkowski und Tugan Sokhiev mit den Wiener Philharmonikern, Louis Langree mit der Camerata Salzburg und Fazil Say, Marc Minkowski mit Les Musiciens du Louvre aus Grenoble, das Hagen Quartett, die Kremerata Baltica mit Radu Lupu, das Mozarteumorchester mit Katja und Marielle Labeque oder die Capella Andrea Barca mit Andras Schiff werden sich mit diesem Komponisten auseinandersetzen. Darüber hinaus stehen die Namen altbekannter Stars wie Sir Eliot Gardiner, das Mahler Chamber Orchestra, der Schönberg Chor, Salzburger Bachchor und der Monteverdi Choir (Minkowski: "Der beste Chor der Welt"), die Sänger Ian Bostridge, Genia Kühmeier und Christopher Maltmann sowie die Instrumentalisten Renaud Capucon, Robert Levin, Hilde Vrang oder Mitsuko Uchida neben einer Vielzahl neuer oder noch weniger prominenter Interpreten im Programm.

Henri Dutileux

Weiters setzt die Stiftung Mozarteum mit ihrer Mozartwoche 2016 eine Schwerpunkt für Henri Dutileux (1916-2013). "Dieser Komponist hat eigentlich ein schmales Oeuvre hinterlassen", erläuterte Matthias Schulz. "In sieben Konzerte präsentieren wir das gesamte Klavierwerk dieses geheimnisvollen Komponisten, der 2016 hundert Jahre alt geworden wäre."

Schulz und Minkowski beteuerten, dass ihr Versprechen, jedes Jahr ein szenisches Werk zu präsentieren, keineswegs gebrochen sei. "Wir haben uns lediglich entschlossen, die Kräfte von 2016 einzusparen und dafür doppelt in das Jahr 2017 zu investieren", sagte Minkowski. "Ich verrate noch keine Details, aber ich kann sagen, das wird eindeutig mehr als eine normale Opernproduktion." Die Stiftung gab weiters bekannt, dass die szenischen Produktionen der vergangenen Jahre erfolgreich weiterverkauft werden konnten. So gehen der "Lucio Silla" von 2013 an die Scala in Mailand, "Orfeo ed Euridice" von 2014 nach Bremen und die aktuelle Produktion "Davide penidente" vermutlich nach Lyon und ebenfalls nach Bremen.

30.000 Karten

Für die Salzburger Mozartwoche sind durchschnittlich rund 30.000 Karten aufgelegt. Laut Schulz liegt die Auslastung des laufenden Festivals - wie jene der vergangenen Festivals auch - bei über 90 Prozent. "Besonders erfreulich ist, und da haben wir uns mit missionarischen Eifer darum bemüht, die deutliche Verjüngung des Publikums. Dazu tragen etwa das Pferdeballett von Bartabas und natürlich auch unser Kinderorchester entscheidend bei. Für diese Kinderorchester arbeiten wir mit Salzburger Einrichtungen wie der Musikschule Musikum hervorragend zusammen. Das kann man gar nicht hoch genug einschätzen." Das Kinderorchester wird übrigens am Ende der Mozartwoche 2016 ein Konzert geben, das von Jürgen Flimm moderiert wird. "Wir freuen uns auf dieses Salzburg-Comeback. Denn Flimm ist der größte Geschichtenerzähler, den ich kenne", so Schulz schmunzelnd.