Was bleibt, neben der großen Betroffenheit, ist in diesen Momenten zuerst einmal die Erinnerung. An seine Erscheinung, seine sonore Stimme, an die Besonderheiten seines Temperaments und Tatendrangs, seines Humors und seiner Selbstironie, aber auch an seine Empörung über kulturpolitische Missstände oder Fehlentwicklungen, die er, scheinbar fassungslos, in kristallklar scharf geformte Worte fassen konnte.

Emil Breisach war gesegnet mit Einfällen, innovativen Ideen, sie strömten ihm von allen Seiten zu und er empfing sie mit einer Gastfreundschaft, die keinerlei Grenzen kannte. Er war, über viele Jahrzehnte hinweg, ein ruheloser, impulsiver Ermöglicher des scheinbar Unmöglichen. Er hat das Rad der Kultur in diesem Land viele Male tatsächlich neu erfunden und in erstaunlichste Richtungen gedreht. Vor allem aber sorgte er dafür, dass, in einem einstmals muffigen Haus namens Graz der reaktionäre Geist abdankte und jungen Künstlern aller Sparten Tür und Tor geöffnet wurde.

Nicht aufgezählt werden soll hier und jetzt, da er einen Weg ohne Umkehr beschritt, was er selbst alles in die Wege leitete. Bedacht werden soll, im Zeichen des Gedenkens, was es ohne sein Wirken, sein Zutun, seinen Einsatz für das Neue, in dieser Form wahrscheinlich nicht geben würde. Beginnend beim Forum Stadtpark, zu dessen Mitbegründern er zählte. Gleiches gilt für den "steirischen herbst“. Da wie dort gab es heftigste Proteste, da wie dort bewies er seinen großen Widerstandsgeist, der sich auch auf andere Weise artikulierte.

Denn als langjähriger Intendant des Landesstudios Steiermark kam Emil Breisach, mit Brüdern im Geiste wie Alfred Holzinger, dem von ihm selbst erhobenen Anspruch nach, aus dem ORF eine künstlerische, öffentlich-berechtigte Anstalt zu machen und einstige Jungdichter, von Peter Handke bis Wolfgang Bauer, großzügig zu fördern und zu unterstützten.

Emil Breisachs Name steht und bleibt für Pionierleistungen auf vielen weiteren Gebieten. Er installierte die Akademie Graz, er gründete das Straßentheaterfestival La Strada, er wurde, weil ihm der Kragen platzte, zum Aktionisten und setzte sich als Bettler auf die Straße. Dem Unrecht und der Ignoranz gewährte er keine Existenzberichtigung, er stellte beides bloß bis zur Erbärmlichkeit.

Was bleibt, ist die Erinnerung an viele wunderbare Treffen an einem seiner Lieblingsorte in den wärmeren Jahreszeiten, dem Gastgarten, der zum Grazer Park-Hotel gehört. Unentwegt und rasch lenkte er dabei das Gespräch auf“ junge, enorm begabte Künstler, die man unbedingt fördern müsse“. Immer wieder zeigte sich dabei sein unermüdlicher Entdeckergeist; dem Jungen, noch fast Unbekannten stets mit großem Ernst und großer Freude zugetan, den eigenen Alterscheinungen nur mit Lakonie und Selbstironie begegnend. Kein Wort der Klage kam ihm über die Lippen, bestenfalls ein "Es ist halt, wie es ist, wenn man älter wird". Bei ihm war auch das anders, völlig nebensächlich.

In vielerlei Hinsicht setzte er auch das Alter außer Kraft. Erst spät begann Emil Breisach, an dessen Karrierebeginn auch das Kabarett eine Sonderposition einnahm, kontinuierlich eigene Werke zu publizieren. Lyrik- und Aphorismenbände, nicht geprägt durch Altersweisheit, sondern durch Erkenntnisse von zeitloser Gültigkeit.

Förderer, Mentor, Initiator, Regisseur, Dichter – es gäbe wohl noch eine Reihe weiterer Titulierungen für einen Menschen, dem der Glaube an die Kunst so viele Jahre zu unerschöpflicher, kreativer Energie verhalf. Was bleibt? Was zählt? Viel, enorm viel. Und auch Worte wie diese, sie haben Bestand:

Nicht an diesen Rändern befindet sich Emil Breisach nun, er bleibt - mitten unter uns.